‚Aufklärung‘ ist ein bis heute genutzter und meist positiv konnotierter Begriff; die Frage, inwiefern Literatur ein Medium der Aufklärung sei, bis heute umstritten. In unserem Seminar werden wir uns dieser Fragestellung zunächst historisch annähern und in einem ersten Schritt die Frage zu klären versuchen: „Was ist Aufklärung?“ Dabei werden wir uns mit einschlägigen philosophischen Antwortversuchen, insbesondere mit jenem von Immanuel Kant („Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“), beschäftigen.
In einem zweiten Schritt wenden wir uns dann exemplarisch dem dramatischen Werk von Gotthold Ephraim Lessing als einem herausragenden Vertreter der literarischen Aufklärung zu. Zunächst werden wir seine Hamburgische Dramaturgie als literarische Programmschrift (in Auszügen) analysieren und dann sein Drama Nathan der Weise als ein kanonisches Beispiel literarischer Aufklärung.
Schließlich werden wir im dritten Teil des Seminars die Debatten um die literarische Aufklärung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts reflektieren. Dabei gehen wir von Theodor W. Adornos und Max Horkheimers These aus, dass sich eine „Dialektik der Aufklärung“ beschreiben lasse, denn im Holocaust sei die Aufklärung in eine erneute Barbarei umgeschlagen, was auch für Modelle einer Aufklärung durch literarische Texte einschneidende Folgen habe. Dies werden wir schließlich am Beispiel des Theaterstücks Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr von René Pollesch untersuchen, das in ganz anderer Weise als Lessing dramatische Aufklärung inszeniert. |