Kommentar |
Ob Tagebücher zurückkehrender Bundeswehr-Soldaten oder Kino-Filme wie „Restrepo“ und „Armadillo“ über das westliche Militär im Einsatz: unser Afghanistan-Bild ist geprägt von medialer wie kultureller Einseitigkeit. Weil Krieg und Konflikt einhergehen mit einer singulären Nutzung von Informationsquellen bestehen zwölf Jahre nach „9'11“ viele Bild-, Informations- und Denkräume über Afghanistan fast ausschliesslich aus visuellen und Text-Bezügen, die von einer euro-zentrischen Sichtweise geprägt sind. Einen Kontrast dazu bildet die Rezeption primärer Quellen aus Afghanistan. Filme und Produktionen aus der Feder afghanischer Autoren und Autorinnen aber auch neue Internet-Angebote vermitteln dabei einen ganz anderen Eindruck als es die „embedded“-Logik vermag. In diesem Seminar steht die Vermittlung von Wissen über das gegenwärtige Afghanistan wie seine jüngere Zeitgeschichte im Mittelpunkt. Grosser werd wird auf Authentizität gelegt bezogen auf Land und Kultur. D.h. Nach Möglichkeit wird es eine Reihe von Schaltgesprächen via Skype nach Afghanistan zu dortigen Multiplikatoren geben. Dass sich in den letzten Jahren zum Beispiel eine rege Szene junger Filmemacher und Filmemacherinnen in Kabul und anderen Städten aufgemacht hat zu neuen Ufern, hat sich bei uns noch kaum herumgesprochen. Welche Geschichten erzählt diese neue Generation, die erste, die mit Internet und Facebook in Afghanistan gross wird? Wie verändert sich damit unser eigenes Afghanistan-Bild? Ist die Wirklichkeit anders, als es die Bilder der Tagesschau verheissen? Und wenn ja, warum? |
Bemerkung |
Martin Gerner (*1966) ist freier Lehrbeauftragter, Film-Autor, Journalist und Entwicklungshelfer Medien. Ehedem Redakteur des Deutschlandfunk, berichtet er seit 2001 aus Afghanistan als freier Korrespondent für den ARD-Hörfunk, DeutschlandRadio, Deutsche Welle, qantara.de und diverse Tageszeitungen (Der Tagesspiegel FR, TAZ, SZ u.a.) vom Hindukusch. Autor des Afghanistan Analysts Network. Daneben hat er an der Seite zahlreicher Organisationen beim Aufbau der neuen Medienlandschaft in Afghanistan mitgewirkt. Sein Dokumentarfilm Generation Kunduz – Der Krieg der Anderen ist mehrfach ausgezeichnet worden und einer der wenigen Bildzeugnisse, das den Krieg versucht aus afghanischer Sicht zu zeigen und ohne militärische Begleitung. Begründer des Afghanistan-Filmfestivals Köln 2005 und Kurator mehrerer Filmreihen zu Afghanistan, u.a. “Afghanistan Innenansichten”, Dok-Leipzig 2008.
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