Kommentar |
Unter Hermeneutik wird gemeinhin eine Lehre von der Auslegung von Texten verstanden. Es handelt sich jedoch nicht um eine Theorie, sondern um ein Konglomerat aus verschiedenen Denkansätzen. So hat es seit der Antike in jeder Epoche eine andere Vorstellung davon gegeben, was das Auslegen eigentlich ausmacht, welche Gegenstände ausgelegt werden können, ob Regeln es dabei zu befolgen gilt und welches Resultat am Ende herauskommt. Im Seminar werden wir klassische Texte der Hermeneutik behandeln: Antike Hermeneutik (Aristoteles), Hermeneutik im Mittelalter (Origines, Cassian), Hermeneutik der Reformation (Luther, Flacius), hermeneutica generalis der Aufklärung (Dannhauer, Thomasius, Wolff, Chladenius, Meier), romantische Hermeneutik (Ast, Schleiermacher), Hermeneutik als geisteswissenschaftliche Methode (Dilthey) sowie philosophische Hermeneutik (Heidegger, Gadamer). Systematisch werden wir vor allem zwei Fragestellungen stets im Auge behalten: zum einen die Frage, was jeweils die Autoren unter Hermeneutik verstehen (z.B. Theorie, Lehre, Kunst, Wissenschaft, Methode) und zum anderen, auf welche Objekte die jeweilige Theorie angewendet werden kann (z.B. Naturereignisse, Kulturgegenstände, Mythen, biblische Texte, Rechtstexte, wissenschaftliche oder literarische Texte). |
Literatur |
Die Texte werden im Semesterapparat bereitgestellt.
Zur Vorbereitung wird empfohlen:
Oliver Scholz „Verstehen und Rationalität. Untersuchungen zu den Grundlagen von Hermeneutik und Sprachphilosophie“. Klostermann 2001.
Jean Grondin „Hermeneutik“. UTB 2009.
Matthias Jung „Hermeneutik zur Einführung“. Junius 2012 |