Gruppe 1: Politik und Philosophie im demokratischen Athen
Es waren die Griechen, die politisches Handeln als eine besondere Form menschlichen Handelns erkannten und Politik zu einer Kategorie des Wissens, der expliziten kommunikativen Technik und der philosophischen Reflexion machten. Begründen lässt sich dies in den Besonderheiten der Verfassungsgeschichten der griechischen Städte, die keine stabile und in Religion oder Tradition begründete personengebundene Herrschaftsform hervorgebracht haben, sowie in der Geschichte der Demokratie in Athen, in der dem Volk die mit einer Herrschaft verbundenen Kompetenzen übertragen und herrscherähnliche Tugenden beigebracht werden mussten. Die ersten Verfassungsdebatten und die praktischen Wissenschaften der Ethik und Politik entstanden in dem Kontext der demokratischen Praxis und der Demokratiekritik. Das Seminar wird sich mit den Grundlagen des Politischen in der Geschichte Athens von der archaischen zur klassischen Polis, sowie mit der Rhetorik- und der Demokratiekritik und den Anfängen der politischen Philosophie bei den Sophisten, Sokrates und Platon sowie mit der Politik des Aristoteles beschäftigen.
Literatur:
Christian Meier: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, Frankfurt am Main 1980
Ober, Josiah: Political Dissent in Democratic Athens: Intellectual Critics and Popular Rule, Princeton 1998.
Gruppe 2: Klassiker der Kulturgeschichtsschreibung
Seit den 1990er Jahren hat sich in der Geschichtswissenschaft der bekannte „cultural turn“ vollzogen. Kulturwissenschaftliche Methoden zogen in das Fach ein, viele Gegenstandsbereiche können seither auf neuer und erweiterter Grundlage erforscht werden. Dadurch ist auch die kulturgeschichtliche Tradition wieder stärker ins Blickfeld geraten: Schon seit der Aufklärung grenzte sich ein kulturgeschichtlicher Ansatz von der Geschichte der Haupt- und Staatsaktionen ab, und um 1900 entstand eine neue Debatte um das Pro und Contra von Politik- und Kulturgeschichte, die als „Lamprecht-Streit“ in die Geschichte des Faches eingegangen ist.
Die Veranstaltung will die Positionsbestimmungen der Zeit um 1900 genauer in den Blick nehmen. Zahlreiche Innovationen in den Geisteswissenschaften schufen das Potenzial für eine neue, um die Berücksichtigung kultureller Faktoren erweiterte Geschichtsschreibung.
Literatur:
Daniel, Ute, Kompendium Kulturgeschichte: Theorie, Praxis, Schlüsselwörter. 5. Aufl. Frankfurt a. M. 2001.
Haas, Stefan, Historische Kulturforschung in Deutschland 1880-1930. Geschichtswissenschaft zwischen Synthese und Pluralität, Köln 1994.
Tschopp, Silvia Serena / Weber, Wolfgang, Grundfragen der Kulturgeschichte, Darmstadt 2006. |