Der Soziologe, Historiker und Philosoph Max Weber wird in den üblichen Aufstellungen klassischer Autoren einer Kulturphilosophie nicht aufgelistet. Nichtsdestoweniger lässt sich Max Webers Arbeit gewaltfrei auf zentrale Fragen derselben beziehen, versteht man unter Kulturphilosophie in erster Instanz die Problematik der Begriffs- und Theoriebildung zum ‚objektiven Geist‘ und darüber hinaus das Desiderat einer Wissenschaftstheorie der Kulturwissenschaften.
In dem sog. „Objektivitätsaufsatz“ legt Weber 1904 programmatisch mit dem „Idealtypus“ ein Verfahren der Begriffsbildung vor, das bis heute seinen Einfluss in den Kulturwissenschaften behauptet. Mit der kontrovers diskutierten Schrift „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904/5) wird thematisch sowohl die doppelte Frage nach der „Kulturbedeutung“ des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems Kapitalismus als „schicksalsvollste Macht unsres modernen Lebens“ sowie des asketischen Protestantismus (als sittliche Disziplinierung des Berufslebens) gestellt als auch der (seinerzeit beispiellose) Versuch unternommen, zwischen diesen scheinbar gegensätzlichen Sphären einen historischen Zusammenhang aufzuzeigen.
Kann es in einem philosophischen Seminar nicht darum gehen, jene historische Genese-Frage zu beurteilen, so ist es gerade die methodologische Weichenstellung – welche grob skizziert in der Relation von ‚Idee‘, ‚Handlung‘ und ‚Gesellschaftsstruktur‘ besteht –, die Anlass zur philosophischen Analyse gibt.
Im Rahmen dieser Erkenntnisinteressen entwickelt Weber in der Grundlegung des monumentalen Werks „Wirtschaft und Gesellschaft“ (1921) schließlich eine Terminologie auf der Grundlage eines Begriffs sozialen Handelns, die reichhaltige systematische Einsichten verspricht.
Das Seminar soll sich ganz der intensiven Analyse einer Auswahl jener umfassenden Textbestände widmen. Dafür ist die engagierte Mitarbeit der Teilnehmer notwendig. |