Kommentar |
Gruppe1: Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des „digitalen“ 21. Jahrhundert
In Internetblogs wird dem „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts, dem „analogen“ Schulgeschichtsbuch auf Papier, eine „abnehmende Bedeutung“ attestiert, indem sein Niedergang zugunsten digital greifbarer Materialien erfolgen würde. Auf der anderen Seite steht die Einschätzung von Bernd Schönemann und Holger Thünemann, die noch 2010 dem klassischen Schulbuch eine glänzende Zukunft vorhergesagt haben. Im Zentrum des Seminars sollen daher Überlegungen zu den Potentialen und Grenzen des „digital turns“ für das sogenannte „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts angestellt werden, die sowohl die Unterrichtspraxis als auch die theoretischen geschichtsdidaktischen Konzepte zum „historischen Lernen“ im Blick haben. Ganz praktisch sollen in der Seminargruppe Grenzen und Möglichkeiten des „digitalen Schulbuchs“ erkundet werden.
Einführende Literatur:
- Bernd Schönemann/Holger Thünemann: Schulbucharbeit. Das Geschichtslehrbuch in der Unterrichtspraxis, Schwalbach/Ts. 2010
- Waltraud Schreiber/Florian Sochatzy/Marcus Ventzke: Das multimediale Schulbuch - kompetenzorientiert, individualisierbar und konstruktionstransparent. In: Schreiber, Waltraud ; Schöner, Alexander; Sochatzy, Florian: Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik. - Stuttgart 2013, S. 212-232
Gruppe 2: Visual History (LPO 2003)
Visual History ist bis heute ein einigermaßen schillernder Begriff geblieben. Bisweilen wird er lediglich dazu benutzt, um ein historisches Spezifikum der von Visualität geprägten massenmedialen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts zu charakterisieren. In Zentrum des Begriffs steht indessen die programmatische Auffassung, mit seiner Anwendung den älteren Begriff der „Historischen Bildkunde“ zu überwinden, indem visuelle Quellen nicht mehr nur als Dokument von außerhalb ihrer selbst liegenden Tatbestände im Sinne von „Überrest“ und „Tradition“ analysiert werden sollen. Der Visual History geht es, so Gerhard Paul, vielmehr um die „Visualität der Geschichte als eigenem Wirkungsfeld“. Visuelle Medien stehen demnach nicht nur für etwas, was man Ihnen mit Interpretationsmethoden entnehmen kann, sie machen vielmehr auch etwas mit dem Betrachter, indem sie durch ihre Wirkung seine Imagination, seine Subjektivität, seine Identität, sein Geschichtsbewusstsein mit-konstituieren. Sie tun das in der Gegenwart, wie sie es in der Vergangenheit unter jeweils anderen Bedingungen taten.
Die Geschichtsdidaktik muss deshalb die Wahrnehmungsweisen und Bildpraktiken der Schülerinnen und Schüler selbst in den Blick nehmen, da historische Lernprozesse stark vom Visuellen geprägt sind. Das Ausmaß dieser Prägung ist erst in Ansätzen bekannt und bedarf der empirischen Erforschung. Im Seminar soll einerseits das Konzept der Visual History weiter aufgefaltet, sein Erkenntnispotenzial, aber auch seine Grenzen aufgezeigt werden.
Einführende Literatur:
- Christoph Hamann: Visual History und Geschichtsdidaktik. Bildkompetenz in der historisch-politischen Bildung, Herbolzheim 2007.
- Gerhard Paul: Von der Historischen Bildkunde zur Visual History. Eine Einführung. In: ders. (Hrsg.): Visual History. Ein Studienbuch, Göttingen 2006, S. 7-36.
Gruppe 3: Das Imperium Romanum in der deutschen Geschichtskultur des 19. – 21. Jahrhunderts (LPO 2003)
Das römische Kaiserreich erstreckte sich unter anderem auf Gebiete, die im 19. Jahrhundert im Deutschen Reich aufgingen. Das neue Reich der Deutschen griff auch die Tradition des Kaisertums wieder auf, andererseits fühlte sich dieses Reich gerade als Gegenentwurf zu dem „romanischen“ Frankreich. Die ambivalente Präsenz Roms in der deutschen Geschichtskultur der letzten zwei Jahrhunderts ist bis heute von großer Bedeutung wie Ausstellungen, Comics, Playmobil und Kinofilme zeigen. Darauf aufbauend soll im Seminar das didaktische Potential der römischen Antike für den Geschichtsunterricht analysiert werden.
Literatur:
- Bernhardt, Markus/Onken, Björn (Hg.): Wege nach Rom. Das römische Kaiserreich zwischen Geschichtswissenschaft, Erinnerung und Unterricht, Schwalbach/Ts. 2013.
- Walter, Uwe: Wachstum durch Integration: das Imperium Romanum. Eine Anregung für den Unterricht, in: Geschichte für heute 5 (2012), S. 40-59.
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