Paulus in biblisch-theologischer und fachdidaktischer Perspektive
Der Apostel Paulus war sicher der bedeutendste Theologe des frühen Christentums. Manchen gilt er gar als eigentlicher Gründer des Christentums. Die Reformatoren – allen voran Martin Luther – sahen in seiner Rechtfertigungslehre den "Artikel mit dem die Kirche steht und fällt". Der Apostel und seine Theologie haben seitdem für die Kirchen der Reformation eine gar nicht hoch genug einzuschätzende normative Bedeutung. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass damit nicht unerhebliche Probleme verbunden sind. Häufig werden die Briefe des Paulus durch eine "lutherische Brille" gelesen und verwechseln dabei die historische Situation des Paulus im ersten Jahrhundert mit der Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Vor allem für die Bestimmung des Verhältnisses von Christentum und Judentum hat das verhängnisvolle Folgen. In diesem Seminar wollen wir den Apostel Paulus und seine Briefe deshalb zunächst historisch-kritisch in den Blick nehmen, bevor wir uns ansehen, wie sie in der Theologie Luthers rezipiert werden. Wir werfen dann einen Blick auf die sog. "Neue Paulus-Perspektive" und diskutieren anhand einer Unterrichtsreihe wie diese Erkenntnisse in den Religionsunterricht der Sekundarstufen I und II einfließen können. |