Kommentar |
Die Romantik ist in Spanien im Vergleich zu den anderen europäischen National-literaturen auffallend spät entstanden. Die Gründe hierfür sind vor allem politischer Art und betreffen die repressive Herrschaft von König Ferdinand VII., mit dessen Tod im Jahre 1833 erst die spanische Romantik beginnen konnte. Insbesondere in der Lyrik finden die spanischen Autorinnen und Autoren trotz der Einflüsse aus dem Ausland einen eigenständigen Ton für vielfältige Themen, von denen folgende behandelt werden sollen: der Pirat als Symbol uneingeschränkter Freiheit, der Bettler als Fallbeispiel für Marginalisierte, kritische politische Lyrik, die vielfältigen Nachtseiten der Romantik, melancholische Liebe und faszinierender Orientalismus samt idealisierten Projektionen verführerischer Frauen.
Anhand eines Gedichtkorpus, das den Studierenden im Semesterapparat zur Verfügung gestellt wird, werden diese romantischen Texte exemplarisch interpretiert und vor dem biographischen und zeithistorischen Hintergrund kontextualisiert. Hierbei werden nicht nur grundlegende Techniken der Interpretation lyrischer Texte eingeübt werden, sondern es geht auch darum, die besonderen Charakteristika und die spezifische Originalität der spanischen Romantik als wichtiger Epoche deutlich werden zu lassen. Analysiert werden Gedichte von Juan Arolas (1805-1849), Gustavo Adolfo Bécquer (1836-1870), Carolina Coronado (1823-1911), José de Espronceda (1808-1842), Gertrudis Gómez de Avellañeda (1814-1873), Nicomedes Pastor Díaz (1811-1863).
Literatur zur Einführung:
- Baehr, Rudolf (1962): Spanische Verslehre auf historischer Grundlage. Tübingen: Max Niemeyer Verlag (= Sammlung kurzer Lehrbücher der romanischen Sprachen und Literaturen, 16).
- Lope, Hans-Joachim (1991): „Die Literatur des 19. Jahrhunderts“, in: Christoph Strosetzki (Hg.): Geschichte der spanischen Literatur. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, S. 281-321.
- Neuschäfer, Hans-Jörg (1997): „Das 19. Jahrhundert“, in: ders. (Hg.): Spanische Literaturgeschichte. Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler, S. 231-314.
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