Kommentar |
"Anton Reiser" (1785-90) ist ein Schlüsseltext der deutschen Aufklärung. Der Autor erzählt in seiner Lebensgeschichte gewissermaßen mehrere Geschichten. Die Geschichte eines Aufstiegs: wie er durch seine Leidenschaft, Bücher zu lesen, die Welt der Handarbeit hinter sich lassen konnte. Die Geschichte einer Befreiung: wie er sich aus einem religiösen Fundamentalismus zur Freiheit des Denkens aufmachte. Die Geschichte einer Krankheit: wie seine Seele durch die soziale Umwelt fortwährend beschädigt wurde. Der ausführliche Bericht ist, wie andere literarische Texte auch, ebenso einfühlend wie kritisch zu lesen, um die Epoche kulturhistorisch zu verstehen. Textgrundlage für alle Teilnehmer ist die Reclam-Ausgabe von Wolfgang Martens: "Anton Reiser. Ein psychologischer Roman" (RUB 4813). Bis zur ersten Sitzung soll das erste Buch (von vier) dieses Textes gelesen sein. |
Literatur |
Ursula Renner: Vom Lesen erzählen. Anton Reisers Initiation in die Bücherwelt. In: Diskrete Gebote. Geschichten der Macht um 1800. Fs. Heinrich Bosse, hrsg. von Roland Borgards und Johannes Lehmann. Würzburg 2002, S. 131-160; Christof Wingertszahn: Anton Reiser und die 'Michelein'. Neue Funde zum Quietismus im 18. Jahrhundert. Hannover 2002; Willi Winkler: Karl Philipp Moritz (rowohlt monographie 50584). Hamburg 2006. |