Kommentar |
Literatur, Filme, Comics und Computerspiele enthalten als mediale Gegenstände ganze Bibliotheken von Spezialwissen, die als Diskurse in die westlichen Gesellschaften eingehen und dort durch Kommunikation tradiert werden. Dieses Wissen wird je unterschiedlich behandelt: Während das in der Kanonliteratur befindliche Spezialwissen des Abendlandes als wichtig und hochwertig eingeschätzt wird und durch hermeneutische Herangehensweisen zur Methode der Literaturerschließung rege Verwendung in der Schule findet, spielt das Spezialwissen um derzeitige mediale Phänomene eine nur untergeordnete Rolle. Das liegt zum einen an der schlechten Zugänglichkeit solchen Spezialwissens für Außenstehende, zum anderen aber auch an der Betonung ›hochkulturellen‹ Wissens gegenüber Popkultur. Dabei produzieren Superheldenverfilmungen, Comics, Computerspiele, aber auch Serien wie »Die Simpsons« oder »The Big Bang Theory« verschiedene Spezialwissensbestände, die oftmals intertextuell auf andere Produktionen verweisen, so Wissen vernetzen und dabei kaum anders funktionieren als das in der Kanonliteratur verwendete Spezialwissen, wie ein Beispiel verdeutlicht: Thomas Manns wohl berühmteste Novelle »Der Tod in Venedig« arbeitet zwei durchaus populäre Themenkomplexe seiner Zeit auf, nämlich 1.) das in Manns Jugend angelesene Wissen über die Mythen der Antike und 2.) das zur Zeit der Entstehung der Novelle immens populäre Wissen über Freuds Psychoanalyse. Das Seminar verfolgt diesbezüglich die These, dass die Aneignung von Spezialwissen über alltägliche Phänomene heute wie damals bei der Profilbildung der Schülerinnen und Schüler eine besondere Rolle spielt und schulpraktisch genutzt werden kann, um das in der Freizeit angeeignete Wissen zur Selbstdarstellung, wie auch zur Meinungsbildung und zur Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen genutzt werden kann. Aus dieser Perspektive erarbeitet das Seminar historisch-chronologisierend verschiedene Spezialwissenskomplexe, angefangen bei Thomas Mann und seiner Novelle über »Die Simpsons« bis hin zu den neueren Superheldenproduktionen.
Vorher erarbeitetes Spezialwissen über verschiedene mediale Gegenstände ist erwünscht, aber nicht obligatorisch. |