Kommentar |
In der Soziologie sind Theorie und empirische Forschung in doppelter Weise miteinander verbunden. Soziologische Theorien sind das Resultat der Verallgemeinerung, Systematisierung und vereinfachenden Zuspitzung beobachteter empirischer Sachverhalte des Sozialen. Oder zumindest sollte es so sein, denn Soziologie ist eine Wirklichkeitswissenschaft. Das heißt: Empirische Forschung zielt auf Theoriebildung. Auf der anderen Seite geschieht empirische Forschung jedoch nicht theoriefrei: Der Forscher bzw. die Forscherin begegnet der empirischen Wirklichkeit mit spezifischen Interessen, Fragestellungen und Vorannahmen. Er/sie besitzt explizit oder implizit immer eine theoretische Orientierung. Professionell soziologisch zu forschen bedeutet, die theoretische Orientierung für die empirische Forschung explizit zu wählen, und zwar in Auseinandersetzung mit dem bereits bewährten soziologischen Wissen, mit den bereits existierenden Theoriebeständen der Soziologie also. Diese Wahl ist für die empirische Forschung folgenreich. Im Seminar geht es darum einzuschätzen zu lernen, welche soziologischen Theorien auf welche empirischen Fragestellungen passen oder nicht passen bzw. wie und in welche Richtung die theoretischen Prämissen die empirische Aufmerksamkeit auf bestimmte Probleme hin- oder auch weglenken. |