Kommentar |
In der Endphase der Herrschaft Heinrichs VII. (1308-1313) kommt es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen dem römisch-deutschen Königtum/Kaisertum, das seine universale Rolle betont, und dem unter französischem Einfluss agierenden Papsttum. Und in der Regierungszeit des Wittelsbachers Ludwigs des Bayern (1314-1347) eskaliert der jahrhundertealte Konflikt zwischen Königtum/Kaisertum und Papsttum ein letztes Mal: Erbittert wird darum gestritten, ob der König schon unmittelbar nach der Wahl durch die Kurfürsten seine Amtsgewalt ausüben dürfe oder ob ihm diese erst zukomme, wenn ihm der Papst die Approbation erteilt habe. In den Auseinandersetzungen, die mit den Mitteln des Prozesses, der Appellation, des Kirchenbanns, des Interdikts, der propagandistischen Streitschrift, der Gesetzesverkündung und auch der militärischen Gewalt ausgetragen werden, geht es letztlich um die Frage, ob die geistliche Gewalt der weltlichen übergeordnet ist oder beide gleichrangig sind. Unversöhnlich stehen sich Ludwig der Bayer mit seinen Gefolgsleuten und die Päpste in Avignon mit ihren Anhängern jahrzehntelang gegenüber. Erst dem papsttreuen Rivalen und Nachfolger Ludwigs des Bayern, dem Luxemburger Karl IV. (1346-1378), gelingt es, durch eine taktisch kluge Politik den Konflikt zu entschärfen und die Ansprüche des Papsttums endgültig zurückzuweisen. |
Literatur |
Jürgen Miethke / Arnold Bühler: Kaiser und Papst im Konflikt. Zum Verhältnis von Staat und Kirche im späten Mittelalter; Düsseldorf 1988; Heinz Thomas: Ludwig der Bayer (1282-1347). Kaiser und Ketzer, Regensburg 1993; Michael Menzel: Ludwig der Bayer. Der letzte Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, in: Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III., hg. von Alois Schmid/Katharina Weigand, München 2001, S. 134-148; Heinz Stoob: Kaiser Karl IV. und seine Zeit, Graz – Köln – Wien 1990 |