Kommentar |
Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn ist ein Kernstück der mittelalterlichen Schrifthermeneutik. Obwohl das hebräische Kürzel PaRDeS (Pschat, Remes, Drasch, Sod) als Formel der jüdischen Hermeneutik schlechthin gilt, kommt die Doktrin vom vierfachen Schriftsinn im Judentum erst spät auf und hat eine lange christliche Vorgeschichte. Heute wird diese hermeneutische Doktrin in der Exegese nicht mehr ernst genommen. Dabei vertritt sie ein hermeneutisch, religionsphilosophisch und didaktisch bedenkenswertes Auslegungsprogramm und bahnt entgegen eindimensionaler fundamentalistischer und historistischer Lesarten der Schrift einen methodischen Weg vom Buchstaben zum Geist. In dieser Lehrveranstaltung sollen die klassischen Quellen und Formen der Lehre vom vierfachen Schriftsinn im Judentum und Christentum behandelt und verglichen werden. Dabei wird auch das Verhältnis zur älteren rabbinischen Hermeneutik und zu neueren Literaturtheorien berücksichtigt. |
Literatur |
Literartur Dohmen, Christoph; Stemberger, Günter: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments, Stuttgart 1996. Krochmalnik, Daniel: Im Garten der Schrift. Wie Juden die Bibel lesen, Regensburg 2006. Krochmalnik, Daniel: PaRDeS: Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn im Judentum und Christentum, in: Uwe Gerber, Rudolf Hoberg (Hg.), Sprache und Religion, Darmstadt 2010, S. 61-82. Lubac, Henri de: Exégèse médiévale. Les Quatres sens de l’écriture, Paris (Bd. 1 u. 2) 1959, (Bd 3) 1961 u. (Bd. 4) 1964, sowie vom gleichen Verfasser das Bändchen, Der geistige Sinn der Schrift, dt. v. M. Gisi, Einsiedln 1952. Scholem, Gershom: Der Sinn der Tora in der jüdischen Symbolik (1956), in: Die Kabbala und ihre Symbolik, Zürich 1960, S. 80-86. |
Bemerkung |
Modul Ba 5,1 a/b (GyGe/BK 2,1/4,1/5,1 und GHR 2,1/4,1) ChrSt BA 5,4 |