Kommentar |
Seit einigen Jahren sind Romane von japanischen Autoren wie Haruki Murakami nicht von den Bestsellerlisten wegzudenken. Japan hypt - zumindest auf dem Literaturmarkt und in der Jugendkultur: Manga und Cosplay lassen grüßen. Aber die Exotik des fernen Ostens begeistert deutsche Leser nicht erst in jüngster Zeit. Nachdem Japan über Jahrhunderte für die übrige Welt nicht erreichbar war, konzentrierte sich nach der Öffnung des Landes 1854 das Interesse vieler Autoren, Wissenschaftler und Reisenden auf das ‚unbekannte‘ Land. Dies schlug sich vielfältig in der deutschsprachigen Literatur nieder: Es entstanden Reiseberichte, Romane, Gedichte und sogar Dramen, in denen die Figuren und die Leser dem kulturell Fremden begegnen. Das Andere wurde zum Vorbild oder Schreckbild, die eigene Kultur im positiven oder negativen Sinne japanisiert, die japanische Kultur germanisiert. Im Seminar soll es im Schwerpunkt darum gehen, verschiedene Japanimagos in der Gegenwartsliteratur und die Bedingungen ihres Entstehens zu rekonstruieren. Neben theoretischen Texten zur Fremdheit und zur interkulturellen Literaturwissenschaft werden Romane, Erzählungen und Reiseberichte gelesen. Das Seminar verlangt viel Kontextwissen, deswegen wird es sich in der ersten Phase arbeitsteilig mit den verschiedenen Diskursbereichen der japanischen Gesellschaft beschäftigen (Religion, Natur, Schrift, Samurai, Kunst, Schule und Firma, Geschlechterkonstruktionen, Liebe, Ehe, Sexualität, Individualität, Esskultur, Manga, Cosplay), um so, mit Expertenwissen gestärkt, der Analyse der literarischen Texte nahetreten zu können. |
Literatur |
Reader; Milena Michiko Flasar: Ich nannte ihn Krawatte [2012], München 2014; Franka Potente: Zehn. Stories, München 2010; Elisabeth Reichart: Das Vergessene Lächeln der Amaterasu, Berlin 1988; Kathrin Röggla / Oliver Grajewski: Tokio, Rückwärtstagebuch, Nürnberg 2009; Andreas Séché: Namiko und das Flüstern, Cadolzburg 2011. |