Kommentar |
In der Übung werden anhand ausgewählter Beispiele zentrale Aspekte der hochmittelalterlichen Geschichtsschreibung der Zeit um 1200 behandelt. Jene Phase ist nicht nur von Krisen und Umbrüchen gekennzeichnet, sie ist vor allem durch eine umfängliche Produktion historiographischer Werke ausgezeichnet. Besonders zur politischen Geschichte der Zeit, die maßgeblich vom deutschen Thronstreit (1198-1214) geprägt ist, liegen wertvolle Schilderungen vor. So schildert die so genannte Chronik von St. Blasien sehr anschaulich die Ereignisse von 1146 bis 1209. Burchard, der Propst des Stiftes Ursberg, hat eine Chronik verfasst, die sehr aufschlussreich über die Jahrzehnte von 1190 bis 1230 unterrichtet. Die im Elsaß entstandenen Marbacher Annalen bieten darüber hinaus zahlreiche Details zum Geschehen bis 1238. Der englische Benediktiner Matthaeus Parisiensis (†1259) hingegen bietet in seiner „Chronica maiora“ einen ganz Europa erfassenden Berichtshorizont. All diese Werke gewähren einen hervorragenden Einblick in das epochenspezifische Geschichtsverständnis und die Geschichtsbilder der Zeit. In den Sitzungen werden die einzelnen historiographischen Gattungen vorgestellt und die Darstellungsabsichten und Entstehungskontexte der jeweiligen Geschichtswerke erörtert. Alle schriftlichen Quellen liegen in deutscher Übersetzung vor und werden den Teilnehmern vor Beginn jeder Sitzung zugänglich gemacht.
Ausgehend vom Thema werden im Seminar grundlegende Probleme und Fragen der mittelalterlichen Geschichte behandelt. |
Literatur |
Einführende Literatur:
Hans-Werner Goetz: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter. 2., erg. Aufl. (Orbis mediaevalis 1) Berlin 2008.
Franz-Josef Schmale: Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung: eine Einführung, Darmstadt ²1993. |