Kommentar |
Das Mittelalter im Geschichtsschulbuch wirkt altbacken. Während die moderne Mediävistik in den letzten Jahrzehnten in der lange Zeit als weitgehend statisch angesehenen mittelalterlichen Gesellschaft starke Dynamiken herausgearbeitet hat, verharrt das Schulgeschichtsbuch auf einem starren Strukturalismus: Grundherrschaft, Lehnswesen, Leben auf der Burg, im Kloster und in der Stadt sind die klassischen Themen, die mit klassischen Quellen immer wieder auf ähnliche Weise dargestellt werden. Vor allem wird der Eindruck vermittelt, diese Tatbestände seien gleichsam „naturgegeben“ für diese Epoche, hätten sich nicht verändert, und es sei auch keine Kritik daran geäußert worden. Hier wird geschichtsdidaktisches Potenzial verschenkt. Im Seminar soll deshalb diese starre Perspektive an ausgewählten mittelalterlichen Themen des Schulgeschichtsbuches aufgebrochen werden. Mit Hilfe von Forschungsergebnissen der modernen Mediävistik sollen die dahinter stehenden Deutungen/Narrative sichtbar gemacht und einer differenzierteren Nutzung zugänglich gemacht werden |
Literatur |
Thomas Martin Buck: Mittelalter und Moderne. Plädoyer für eine qualitative Erneuerung des Mittelalter-Unterrichts an der Schule. Schwalbach/Ts. 2008
Wolfgang Hasberg: Glasperlenspiele um das Mittelalter? oder: Zum Verhältnis von Geschichtsforschung und Geschichtsdidaktik. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 11 (2012), S. 181-207
Wolfgang Hasberg/Uwe Uffelmann (Hrsg.): Mittelalter und Geschichtsdidaktik. Zum Stand einer Didaktik des Mittelalters. Neuried 2002 |