Kommentar |
Warum über Verbrechen schreiben? Die Vorlesung verfolgt diese Leitfrage in poetologischer und kulturgeschichtlicher Perspektivierung für das 17. und 18. Jahrhundert. Moraldidaxe, Abschreckung, Unterhaltung, anthropologische, psychologische oder ästhetische Erkundung menschlicher Grenzüberschreitung durch Dichtung stehen dazu funktionsgeschichtlich im Mittelpunkt. Gattungshistorisch kommen ebenso literarische Genres (u.a. Tragödie, Kriminalerzählung, Essay, Fabel) wie einschlägige Sachtextsorten in den Blick (z.B. Kompendienliteratur, Todesurteil, Prozessakte, Steckbrief). Ziel der Vorlesung ist dabei die exemplarische Vorstellung wirkungsgeschichtlicher Zentraltexte durch dichte Lektüren, die nicht zuletzt literaturgeschichtliche Grundlagenkenntnisse für die Frühe Neuzeit und einschlägiges Theoriewissen (etwa van Dülmen, Foucault) vermitteln. Zu hören ist u.a. aus den Fallgeschichten Pitavals, Harsdörffers Schauplatz jämmerlicher Mordgeschichten, Gryphius' Papinian, Lessings Samuel Henzi, Lenz' Hofmeister, Moritz' Blunt oder Der Gast, Schillers Verbrecher aus verlorener Ehre, Goethes Faust oder Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi. |
Literatur |
Grundlegende Literatur:
Jorgensen, Sven-Aage, Klaus Bohnen: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd.6. Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik (1740-1789)
Meid, Volker: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 5: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock. Vom Späthumanismus zur Frühaufklärung. München 2009
Vogt, Jochen (Hrsg.): Der Kriminalroman. Poetik, Theorie, Geschichte. München 1998. |