Kommentar |
Am 10. Juni 2001 sorgte der Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Berlin, Klaus Wowereit deutschlandweit für Schlagzeilen, als er vor laufenden Kameras seine Homosexualität bekannt gab. Dies stellte eine bedeutende Wende dar, da sich bisher das Verhältnis von Männlichkeit und Staatsräson in Deutschland in einer spezifischen Konfiguration symbolischer Ordnung institutionalisierte. Diese stützte sowohl die Legitimität männlicher Herrschaft als auch eine spezifische Männlichkeit des Staates. Nach Jahren des einvernehmlichen Schweigens scheinen nun sowohl homosexuelle Männlichkeit als auch transsexuelle Identitäten und Staatsräson im massenmedialen Diskurs vereinbar.
Auf Basis unterschiedlicher Theorien nach Weber, Bourdieu, Foucault, Connell und anderen werden Aspekte bezüglich der Sexualität und Politik beleuchtet. Im Anschluss daran kommt es zu einer näheren Betrachtung sowohl bekannter Fallbeispiele aus Deutschland wie Klaus Wowereit (SPD) und Guido Westerwelle (FDP) als auch internationaler Politiker beispielsweise Robert Biedron (Platforma Obywatelska/Polen) und Fred Karger (Republicans/USA). Dabei stellt sich die Frage, unter welchen Stereotypen homosexuelle Politiker im medialen Diskurs ihre Legitimität bestreiten müssen.
Um weitere daran anschließende Aspekte aufzuzeigen, werden Beispiele für transsexuelle Politiker wie Emily Brothers (British Labour Party/UK), Anna Grodzka (Twój Ruch/Polen) und Yollada Suanyot (parteilos/Thailand) in die Betrachtung einbezogen, um Genderaspekte insbesondere in Bezug auf die männliche Herrschaft aufzudecken. Es wird hierbei der Frage nachgegangen, inwieweit sich ehemals männliche Politiker in ihrer neuen Rolle als Frau innerhalb der Politik beweisen müssen, um in Wahlen und politischen Entscheidungsprozessen bestehen und sich bewähren zu können. |
Literatur |
- Bourdieu, Pierre (2005): Männliche Herrschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
- Connell, Raewyn (2006): Der gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Heilmann, Andreas (2011): Normalität auf Bewährung: Outings in der Politik und die Konstruktion homosexueller Männlichkeit, Bielefeld: transcript Verlag.
- Weber, Max (2013): Politik als Beruf, Bremen: Europäischer Literaturverlag GmbH. |