Das Seminar bietet eine exemplarische Einführung in ethische Fragestellungen und ganz "handwerklich" in die Methodik der ethischen Urteilsbildung. Als beispielhafter Ansatz dient die Frage nach Armut und Reichtum im Kontext der Rede von sozialer Gerechtigkeit.
In Deutschland wie auch in den meisten Industrienationen hat im letzten Jahrzehnt die Ungleichheit und damit auch die Armut zugenommen, weltweit ist die Armut - vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostasien - zurückgegangen, wenngleich nicht in allen Erdteilen. Armut in Industrie- und Entwicklungsländern beschreibt sehr unterschiedliche Realitäten der Lebensführung, weshalb in dem Seminar zunächst nach genauen soziologischen Bestimmungen dessen, was Armut jeweils bedeutet, gefragt werden soll. Dabei spielt der Aspekt der sozialen Ausgrenzung eine zentrale Rolle; für die Industrienationen sind dabei teilweise andere Indikatoren (wie das Beispiel der Elitenrekrutierung im Kontext soziale Strukturierung) von Interesse als im Blick auf den globalen Süden. Ausgehend von einer adäquaten Wahrnehmung sozialer Ungleichheit soll auf der Grundlage der biblischen Impulse für eine vorrangige Option für die Armen nach theologisch-ethischen Begündungen und nach Handlungsstrategien zur Überwindung von Armut und zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit gefragt werden. Dabei werden Handlungsfelder der diakonischen Praxis von Kirchengemeinden und der verbandlichen Diakonie im deutschen Kontext wie auch die weltweiten Hilfen der ev. Kirche (z. B. Brot für die Welt / EED) thematisiert. |