Kommentar |
Wenn man Wissenschaft betreibt, was tut man da eigentlich? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Es geht um Wahrheit, also um die Formulierung und Aufbewahrung wahrer Aussagen über den jeweiligen Gegenstandsbereich der Wissenschaft. In unserem Fall also: um wahre Aussagen über Prozesse und Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Bei näherem Hinsehen erweist sich die Angelegenheit als komplizierter. Denn es stellt sich die Frage: Nach welchen Regeln wird entschieden, was als wahr gilt, und welches sind die zulässigen Verfahren der Erzeugung von Aussagen mit wissenschaftlichem Wahrheitsanspruch? Lässt sich die Wahrheit einer wissenschaftlichen Aussage direkt durch Verweis auf die beobachtete Wirklichkeit belegen? Oder lassen sich auf diese Weise lediglich falsche Aussagen widerlegen? Oder gilt nicht einmal das? Und wenn letzteres der Fall ist: Auf welche Weise werden wissenschaftliche Kontroversen dann gelöst? Muss die Forscherin/der Forscher auf alle unbewiesenen Vorannahmen verzichten oder ist das unmöglich? Und falls es unmöglich ist: Welche Arten von Vorannahmen sind erlaubt und wie ist mit ihnen umzugehen? Und nicht zuletzt: Gelten für die Sozialwissenschaften die gleichen Regeln wie für die Naturwissenschaften? Ziel des Seminars ist es, Verständnis für diese Hintergrundfragen (sozial)wissenschaftlichen Arbeitens zu gewinnen und einige der wichtigsten Antwortversuche auf die eine oder andere der Fragen kennen zu lernen. |