"Kommunikation" ist nicht einfach ein weiterer Gegenstandsbereich gegenwärtiger soziologischer Forschung und Theoriebildung, sondern eine fundamentale Kategorie, mit der soziologische Theorien ihren Gegenstandsbereich konstruieren. Dies ist für die vergangenen vier Jahrzehnte daran zu beobachten, dass dominierende Theorien, wie Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns oder Luhmanns Theorie sozialer Systeme, grundbegrifflich in ihren Sozial- und Gesellschafttheorien von Handlung auf Kommunikation umstellen. In diesen Fällen findet sich Kommunikation als soziologische Basiskategorie, die die Analyse aller sozialen Phänomene anleiten soll. Das ‚Soziale‘ wird mithin wesentlich als Kommunikation begriffen.
Parallel zu dieser Umstellung finden sich ab den 1960er Jahren zudem eine Hinwendung der Soziologie zur Mikrologik sozialer Ordnungsbildung und damit zu „Interaktion“ als einem besonderen Gegenstandsbereich soziologischer Forschung. Erving Goffman hat „Interaktion“ als Forschungsfeld der Soziologie etabliert und den Begriff dabei auf das kommunikativ aufeinander orientierte Handeln mindestens zweier Akteure unter der Bedingung ihrer wechselseitigen Anwesenheit eingegrenzt.
Im Rahmen des Seminars sollen klassische und neuere Theorien, die Kommunikation als Basiskategorie verwenden und/oder sich Interaktion als eines besonderen Forschungsgegenstandes widmen anhand ausgewählter Texte erarbeitet und kritisch diskutiert werden.
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