Kommentar |
Subjekt- und Identitätstheorien sind in der Soziologie eng an Begriffe des "sozialen Akteurs" geknüpft. Gefragt wird nach den historisch variablen Bedingungen, die zum einen Prozesse der Sozialisation derart strukturieren, dass Akteure typische Identitäten ausbilden und die zum anderen besondere geistige wie körperliche Fähigkeiten und Fertigkeiten seitens der Akteure ausprägen. Werden Arten und Weisen der Identifizierung einzelner Akteure im Vergleich zu anderen akzentuiert, wird nach ihrer Identität gefragt. Werden die Fähigkeiten und Fertigkeiten und damit die Handlungsfähigkeiten akzentuiert, über die Akteure verfügen müssen, um an sozialem Geschehen partizipieren zu können, dann wird primär nach dem Akteur als Subjekt gefragt. Beide Begriffe verweisen allerdings systematisch aufeinander, weil Identitätsmerkmale gleichermaßen in spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten bestehen können wie sie umgekehrt Voraussetzungen für spezifsche Subjektformen sind. Ein klassisches Problem der Verhältnisbestimmung liegt zudem in der Frage, ob das Subjekt immer mit sich selbst identisch ist oder ob es nicht plausibler ist von variierenden Identitäten auszugehen. Für moderne Identitäten ist dies geradezu ein charakteristisches Merkmal. Vor diesem Hintergrund verweisen beide Begriffen auf historische Variablität und das meint: auf die soziale Konstruktion von Idenitätsvorstellungen und Subjektordnungen.
Im Rahmen des Seminars werden klassische Texte zu Identitäts- und Subjekttheorien gemeinsam erarbeitet und diskutiert, um an einigen wenigen Beispielen Prozesse und Strukturen der Identitätsbildung sowie der Subjektwerdung zu untersuchen. Der Fokus liegt dabei auf dem Unterschied vormoderner und moderner Identitäten und Subjektformen.
Begleitlektüre:
Reckwitz, Andreas (2008): Subjekt. Bielefeld: transcript.
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