Kommentar |
Die Kunst ist lang, aber das Leben kurz: Die Aufgabe, die Kunsttradition kurzer Formen (Spruch, Rätsel, Allegorie, Emblem, Epigramm, Fabel, Parabel...) in einem Semester kennenzulernen, führt tief hinein in den alten Problemkreis, Lebenszeit und Kulturgeschichte auf listige Art zu synchronisieren. Gerade die kurzen Formen bieten aber einen guten Einstieg für Anfänger, das Rüstzeug des literaturwissenschaftlichen Arbeitens entlang übersichtlicher Gegenstände zu erlernen. Gemeinsam wird das Seminar nach typischen Bauweisen der witzigen Wendungen bzw. treffsicheren Pointen fragen und die rhetorischen Stilprinzipien der überraschenden Einfälle bis in die Antike zurückverfolgen. Langweilig, so viel sei versprochen, wird es mit unseren knappen Lektüren in knapper Zeit also bestimmt nicht. Denn gerade sparsamens Wort-Wirtschaften, so weiss es das Sprichwort, verleiht der Rede ihre intensive Würze. Diesem intensiven Geschmacks-Erlebnis soll gemeinsam mit Dr. Sergeij Scherschebina nachgespürt werden. Und so gilt in Umkehr der Hippokratischen Weisheit für dieses Seminar: Ars brevis, vita longa.
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