Kommentar |
Lange unter der Herrschaft der spanischen Habsburger, im 18. Jahrhundert kurzfristig in Händen der Savoyer aus Turin, dann der österreichischen Habsburger, seit 1735 Provinz Spaniens, nun unter der Herrschaft der Bourbonen – Sizilien (und mit ihm weitere Teile Süditaliens) waren in der frühen Neuzeit stets Nebenländer. Vielfach wird behauptet, dass aus dieser Geschichte einer dauernden Fremdherrschaft ein ausufernder politischer Klientelismus und eine bis heute nachwirkende „Überlagerungsmentalität“ erwuchsen, die verantwortlich sind für die ökonomische Rückständigkeit der Region und die den Nährboden bilden für die Mafia. Das ist aber lediglich eine Seite der Geschichte Siziliens in der Frühen Neuzeit, die man auch als eine Geschichte der offenen politischen Aufstände und des versteckten Widerstandes schreiben kann, oder als eine ständige Auseinandersetzung mit einer zugleich schwierigen und verschwenderischen Natur, oder als eine Kulturgeschichte des Barock, der hier eine eigenständige Formensprache fand. In dem Seminar werden wir uns mit diesen unterschiedlichen politischen, sozio-ökonomischen und kulturellen Facetten der Geschichte Siziliens befassen. Es dient zugleich auch der inhaltlichen Vorbereitung auf die Sizilien-Exkursion des Historischen Instituts im Frühjahr 2016. |
Literatur |
Literatur zur Vorbereitung: Moses I. Finley, Denis Mack Smith, Christopher Duggan: Geschichte Siziliens und der Sizilianer. A history of Sicily (Beck’sche Reihe 1256), München (2. A.) 1998. Volker Reinhardt, Michael Sommer: Sizilien. Eine Geschichte von den Anfängen bis heute, Darmstadt 2010. Christian Giordano: Die Betrogenen der Geschichte. Überlagerungsmentalität und Überlagerungsrationalität in mediterranen Gesellschaften, Frankfurt/Main 1992. |