Kommentar |
Das Seminar widmet sich der Bedeutung des Textilen innerhalb der globalisierten Kunstszene. Hier gelten sie als ideales cross over medium, das in der Kunst Gattungshierarchien, Geschlechterkonstruktionen und kulturelle Grenzziehungen zu irritieren vermag. Wie kaum ein anderes Material sind sie körpernahe Erinnerungsträger, Spuren von Menschen, die gängige Körperbilder kommentieren, befragen, aber auch unterwandern können. Postkoloniale Künstler_innen nutzen textiles Material, um in die von kolonialen Sichtweisen noch fest durchdrungene Bildkultur zu intervenieren, selbstbestimmte Repräsentationen ihrer Erfahrungen sowie sozial-politische und ökonomische Prozesse der Globalisierung zu reflektieren. Bereits in den 1970er Jahren forderte Faith Ringgold mit ihren Stickbildern zur afro-amerikanischen Diaspora den kunsthistorischen Kanon gleich mehrfach heraus. Gelten textile Techniken als Kunst? Können Künstlerinnen der afro-amerikanischen Diaspora am Geniekult des Künstlersubjekts teilhaben? Was bedeutet dies für das Selbstverständnis einer eurozentrischen Kunstkritik? Solche und ähnliche Fragen sollen an ausgesuchten Beispielen aus Kunst und Theorie diskutiert werden.
LITERATURAUSWAHL:
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Haehnel, Birgit: Textilen im globalen Kontext. In: FKW, H.52, Dez. 2011, S.6-16.
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„Kunst Stoff. Textilien in der Kunst seit 1960.“ Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, 2011 bis 2012, hg. von Brigitte Baumstark, Karlsruhe 2011.
„Kunst & Textil. Stoff als Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute.“ Ausst.Kat. Kunstmuseum Wolfburg / Staatsgalerie Stuttgart, Ostfildern 2013.
Monem, Nadine: Contemporary Textiles. The Fabric of Fine Art, London 2008.
Sharrad, Paul / Collette, Anne (Ed.): Postcolonialism and Creativity. Reinventing Textiles, Volume 3, Bristol 2004.
Tammen, Silke: "Seelenkomplexe" und "Ekeltechniken" - von den Problemen der Kunstkritik und Kunstgeschichte mit der "Handarbeit". In: Anja Zimmermann (Hg.in): Kunstgeschichte und Gender. Eine Einführung, Berlin 2006, S. 215-240.
Whitley, Zoe: Reflecting Slavery in Design. Toward a Contemporary View, in: Birgit Haehnel und Melanie Ulz (Hg.): Slavery in Art and Literature. Approaches to Trauma, Memory and Visuality, erschienen in der Reihe Kulturwissenschaften Band 6, Berlin 2010, S. 135-146. |