Kommentar |
Hella Jongerius' auf Piet Mondrian ebenso wie auf holländische Deichlandschaften verweisendes "Polder Sofa" (2005) spielt (nicht nur in ironischer Brechung) mit Klischees nationaler Gestaltungsprinzipien, wie sie Nikolaus Pevsner in seinen von der BBC ausgestrahltene Reith Lectures "The Englishness of English Art" (1955) auf feinsinnige Art herausgearbeitet hat. Doch soll mit dem Titel "Nieuw Dutch Design" keine einheitliche, auf gleichen formalen und psychologichen Prinzpien basierende Bewegung suggeriert werden, auch wenn in Zeiten eines neu entfachten Interesses für das Prinzip der Form auch der Begriff des Lokalstils eine Renaissance erfährt und Unternehmen wie "droog" oder "moooi" von einer charakteristischen holländischen Form der Gestaltung erzählen.
Aus Anlass der 14. Dutch Design Week, die vom 17. bis 25. Oktober in Eindhoven stattfindet, soll in diesem Semester eine Bestandaufnahme zeitgenössischer niederländischer Gestaltung ab 1990 unternommen werden. "I never start with an empty page" (Hella Jongerius) - Deshalb schauen wir zunächst noch einmal auf ausgewählte Positionen niederländischer Formengebung, lernen mit der Design Academy Eindhoven und der Gerrit Rietveld Academie die führenden Gestaltungshochchulen kennen, um dann im zweiten Teil auf aktuelle Positionen zu schauen: Marten Baas, Aldo Bakker, Gijs Bakker, BCXSY (Boaz Cohen und Sayaka Yamamoto), Bas van Beek, Pieke Bergmans, Petra Blaisse, Joost van Bleiswijk, Irma Boom, Piet Boon, Tord Boontje, Borre Akkersdijk, Jan des Bouvrie, Remco van de Craats (Edhv), Hester van Eeghen, Piet Hein Eek, Brand van Egmond, Formafantasma (Andrea Trimarchi und Simone Farresin), Ineke Hans, Massoud Hassani, Pepe Heykoop, Dick van Hoff, Richard Hutten, Hella Jongerius, Eric Klarenbeek, Dirk Vander Kooij, Martin Koomen, Joris Laarman, Daphna Laurens, Atelier Van Lieshout (Joep van Lieshout), Christien Meindertsma, Evelyne Merkx, Sander Mulder, Ted Noten, Dennis Parren, Bertjan Pot, RAAF [Rietveld Archictecture-Art-Affordances], Random Studio, Raw Color (Christoph Brach und Daniera te Haar), Daan Roosegaarde, Scholten & Baijings (Stefan Scholten und Carole Baijings), Studio Drift (Lonneke Gordijn und Ralph Nauta), Studio Job (Job Smeets und Nynke Tynagel), Studio Kolk & Kusters (Maarten Kolk und Guus Kusters), Studio Makkink & Bey (Rianne Makkink und Jurgen Bey), Studio Wieki Somers (Wieki Somers und Dylan van den Berg), Van Eijk van der Lubbe (Niels van Eijk und Miriam van der Lubbe), Casper Vissers, Roderick Vos, Marcel Wanders, Jólan van der Weil, Aoife Wullur etc. etc. Beispiele aus Architektur (DUS Archictects, MVRDV) und Grafik-Design (De Designpolitie) werden ebenfalls Berücksichtigung finden.
Die Beschäftigung mit holländischer Gestaltung hat eine lange Tradition an der Folkwang. Jan Thorn Prikker wirkte nach seiner Hagener Zeit für kurze Zeit als Lehrer an der Essener Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Karl Ernst Osthaus, der 1905 die erste Museumseinzelausstellung in Deutschland mit Werken von Vincent van Gogh präsentieren konnte, hatte ein ausgewiesenes Interesse an Positionen holländischer Gestaltung.
Der regelmäßige Besuch dieser Veranstaltung verschafft ein sicheres Wissen über die wichtigsten zeitgenössischen Gestalter in den Niederlanden Ausgewählte Positionen der Designgeschichte verschaffen epochenübergreifendes Wissen. Die aktive Teilnahme mit sorgfältiger Vor- und Nachbereitung verbessert die Kernkompetenzen des Lesens und Sprechens.
Literaturhinweise:
Jongerius, Hella - Louise Schouwenberg: Beyond the new, Berlin 2015.
Salewski, Christian Martin: Dutch new worlds. Scenarios in physical planning and design in the Netherlands, 1970-2000, Zürich 2010.
Thomas, Mienke Simon: Dutch design. A history, London 2008. |