Kommentar |
„Zu diesem Bilde, das mit gutem Recht das letzte heißen darf, müssen sich sämtliche Gedächtnisbilder reduzieren, da nur in ihm das Unvergessliche dauert. Das letzte Bild eines Manschen ist seine eigentliche Geschichte.“ Siegfried Kracauer: Die Photographie
Der „letzte Film“!? Da denkt man unwillkürlich an den letzten Film eines Regisseurs oder eine Regisseurin, oder einer Schauspielerin/eines Schauspielers. Die Versuchung, einem solchen „letzten Film“ eine besondere Bedeutung zuzumessen ist groß – wird aber oft genug empirisch widerlegt. Wie oft kann man etwa lesen, dieser oder jener Film markiere nach dem Höhepunkt eines Lebenswerks den Abstieg, der sich bis zum „letzten Film“ fortgesetzt habe. Dies gilt für die Regisseure wie für die Darsteller/innen.Wir nähern uns deshalb dem Fall des „letzten Films“(vollendet oder auch nicht), der eine ganz besondere Stelle in einem cineastischen Lebenswerk einnehmen kann, indem wir die Kriterien unserer Betrachtung kritisch reflektieren.
Es gibt aber noch eine andere, alltägliche Bedeutung der Redewendung vom letzten Film: der letzte Stummfilm, den ich gesehen habe ..., der letzte Schwarzweißfilm, an den ich mich erinnere ..., der letzte Film, den ich mit meinen Eltern im Kino gesehen habe, oder auch: der letzte, an den ich mich erinnere, wenn ich in der Zeit zurückgehe, also „der erste Film“. In einer zweiten Runde des Seminars sollten wir deshalb die Möglichkeiten erkunden, die der Ausdruck vom „letzten Film“ eröffnet. Setzt er notwendigerweise unsere Erfahrung als Zuschauer aufs Spiel?Hat er immer mit der Erinnerung zu tun? Wo liegt sein heuristisches, unser Verständnis förderndes Potential? Und sein kreatives Potential.
Vorbesprechung: Mittwoch, 20. April 2016, 18:00 Uhr (WST A07.06)
Ein Reader wird zur Verfügung gestellt. |