Kommentar |
Seminar im BA-Studiengang Politikwissenschaft:
Amnestie oder Amnesie? Aufarbeitung von Unrechtsregimen im Vergleich
SoSe 2016; montags 14-18 Uhr (Achtung! Die ersten beiden Sitzungen beginnen erst um 16 Uhr.)
- , Sprechstunde: wird noch bekannt gegeben à Anmeldung bei Frau Helga Schulte (helga.schulte@uni-due.de)
START des Seminars: 11. April 2016, 16 Uhr
Nach dem Zusammenbruch der autokratischen Regime ergibt sich für junge Demokratien häufig ein zentrales Problem: Wie verhalte ich mich zum Unrecht und den Menschenrechtsverletzungen im vorangegangenen autokratischen System? Wähle ich den Weg einer schonungslosen Aufarbeitung – mit der Gefahr die Bevölkerung zu spalten und das gerade erst entstandene System mit Konflikten zu belasten? Oder entscheide ich mich für Amnestie und Amnesie – mit der Gefahr, dass ein bestimmtes Kapitel der Vergangenheit unbewältigt bleibt und nicht aufgearbeitet wird? Typische Formen der Aufarbeitung sind Wahrheitskommissionen (z.B. Südafrika), Lustration (z.B. Polen), Gerichtsverfahren (z.B. Kambodscha) oder Historikerkommissionen (z.B. Ungarn). Dabei muss zwischen einer juristischen, einer politischen und einer wissenschaftlichen Aufarbeitung unterschieden werden. Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, welche Wege der Aufarbeitung des vergangenen Unrechts in verschiedenen Staaten der Welt beschritten wurden und welche Konsequenzen diese Entscheidungen für den Demokratisierungsprozess und die politische Kultur in den jeweiligen Ländern besitzen.
Literatur:
König, Helmut 2008: Politik und Gedächtnis. Velbrück: Weilerwist.
Molden, Berthold/Mayer, David (Hrsg.): 2009: Vielstimmige Vergangenheiten – Geschichtspolitik in Lateinamerika. Berlin: LIT Verlag.
Fischer, Martina 2011: Transitional Justice and Reconciliation: Theory and Practice, in Advancing Conflict Transformation: The Berghof Handbook II eds. B. Austin, M. Fischer, H. J. Giessmann, Barbara Budrich Publishers, Opladen/Framington Hills, pp. 406-430
Haider, Huma 2011: Factors Contributing to Transitional Justice Effectiveness, GSDRC Helpdesk Research Report, Governance and Social Development Resource Centre, Birmingham, UK
Pickel, Susanne/Pickel, Gert 2006: Politische Kultur- und Demokratieforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.
Schmidt, Siegmar/Pickel, Gert/Pickel, Susanne (Hrsg.) 2009: Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritären Vergangenheiten und Menschenrechtsverletzungen. Wiesbaden: VS-Verlag.
Veit Straßner 2007: Die offenen Wunden Lateinamerikas. Wiesbaden: VS-Verlag.
http://www.gsdrc.org/topic-guides/justice/transitional-justice/
Seminar im BA-Studiengang Politikwissenschaft:
Amnestie oder Amnesie? Aufarbeitung von Unrechtsregimen im Vergleich
SoSe 2016; montags 14-18 Uhr
Seminarverlauf
16-18 Uhr
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Einführung in die Thematik
Besprechung des Seminars
Grundlektüre:
Für alle Nicht-Referenten: jeweilige Kapitel in Schmidt, Siegmar/Pickel, Gert/Pickel, Susanne (Hrsg.) 2009: Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritären Vergangenheiten und Menschenrechtsverletzungen. Wiesbaden: VS-Verlag.à moodle
LÄNDERAUSWAHL für die Referate
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16-18 Uhr
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Gegenstand und Kontext:
Was ist Transitional Justice?
Fischer, Haider
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14-18 Uhr
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Theorieansatz 1: König à Diskussion: Erinnern vs. Vergessen
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Theorieansatz 2: Straßner à Diskussion: Aufarbeiten – aber wie?
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Erarbeitung eines Analyserasters
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Aufarbeitung in Deutschland – NS-Vergangenheit
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Aufarbeitung in Deutschland – DDR-Vergangenheit
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Je eine Doppelsitzung mit 2 Fallbeispielen zu 3 aus 4 Regionen:
- Osteuropa, z.B. Polen, Ungarn
- Lateinamerika und Südeuropa, z.B. Spanien, Argentinien, Chile, El Salvador
- Afrika, z.B. Südafrika, Ruanda, Sierra Leone
- Asien, z.B. Kambodscha, Ost-Timor
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Zusammenfassender Vergleich und Abschlussdiskussion
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Allgemeine Teilnahmeanforderungen:
- regelmäßige Teilnahme
- Lesen der Lektüre
- aktive Mitarbeit im Seminar
- selbstständig erarbeitetes Referat mit PowerPoint
Referat (20% der Note):
- min. 2-seitiges Handout
- Länge 20-30 Minuten
- „innovative“ Elemente: Kurzfilme (Youtube, Arte o.ä.), Gruppenarbeit, Zwischendiskussion, Elemente zum Selbsterarbeiten etc.
- Besprechung des Rohentwurfs eine Woche vor dem Referatstermin in der Sprechstunde
Inhalt der Präsentation
- Zentrale Elemente der Aufarbeitung gemäß Kriterienkatalog
- zentrale Aussagen/Fakten/Fragen von Texten
- mögliche Indikatoren für die eigene empirische Analyse
- Kritik/Diskussionsfragen oder Gruppenarbeit
- Vergleich der beiden Referate initiieren – Kooperation der Referatsgruppen
Anforderungen für einen Leistungsnachweis:
Aufbaumodul
Hausarbeit (15 Seiten) (80%)
- Einleitung: Einbettung in den Forschungskontext, Fragestellung mit Fragezeichen!
- Darstellung eines theoretischen Modells (König/Straßner, eigene Kriterien des Seminars)
- Ableitung eigener Arbeitshypothese, methodisch begründete Fallauswahl, Operationalisierung
- Fallbeschreibung (bzw. deskriptive Auswertung von Surveydaten) im Ländervergleich entlang der Kriterien
- Fazit: Erkenntnisse aus dem Vergleich
Wahlpflichtmodul
Essay (10 Seiten)
- kritische Auseinandersetzung mit Theorien und einem Fallbeispiel
- Theorienauswahl je nach Fragestellung
Zum Download:
Siehe moodle-Kurs
Im Springerlink (über Uni DUE):
Pickel, Susanne/Pickel, Gert 2006: Politische Kultur- und Demokratieforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.
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