Was ist Fotografie? Was ist fotografische Darstellung der Wirklichkeit? Diesen Fragen wird im Seminar mit der Untersuchung der Kontextualisierung und Positionierung der Fotografie der Moderne in den internationalen Fotogeschichten nachgegangen.
In der aktuell vorherrschenden euro-amerikanischen Geschichtsauffassung bzw. dem Verständnis der Fotografie stellt sich das Neue Sehen, die Stilrichtung der Fotografie in den 1920er und 1930er Jahren, als Ausgangspunkt der Fotogeschichtsschreibung dar. In der Strömung der Moderne der Fotografie wurde die Nähe zur Malerei wie in der Pictorial Photography nicht mehr gesucht. Fotografie wurde als ein eigenständiges Medium betrachtet und zugleich als universales Medium der Erkenntnis eingeschätzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Fotografie der Moderne durch die von Otto Steinert initiierte „Subjektive Fotografie“ neu kontextualisiert. Im Zusammenhang der wachsenden Bildverwertung (wie zum Beispiel Propagandafotografie bzw. Fotografie als Massenmedium) impliziert die Subjektive Fotografie in den 1950er Jahren in Deutschland die Bedenken gegenüber einer Vermassung.
Die Verständnis der Fotografie der Moderne und deren Rezeption in der Nachkriegszeit sind zum Beispiel in Japan anders als in Deutschland. Die Fotografie der Moderne wird nicht als Ausgangspunkt der Fotogeschichtsschreibung betrachtet. Die japanische Subjektive Fotografie funktionierte eher im Sinne eines Anti-Realismus. Dabei wurden nur die Techniken wie Fotogramm, Fotomontage u.a. in den Fokus genommen. Durch den Vergleich der Positionierung der Fotografie der Moderne und Subjektiven Fotografie im internationalen Kontext sollen die Darstellung der Wirklichkeit und das gesellschaftliche Verständnis der Fotografie diskutiert werden.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, aktiv teilzunehmen, also Texte vorzubereiten, zu debattieren und ein Referat zu übernehmen.
Ziel des Seminars ist es, die Studierenden grundlegend in Geschichte und Theorie der Fotografie und wissenschaftliche Arbeit einzuführen. |