Kommentar |
Die Romantik ist in Spanien im Vergleich zu den anderen europäischen Nationalliteraturen auffallend spät entstanden, obwohl Spanien in diesen Ländern das Traumland der Romantik schlechthin war, auf das alle möglichen Sehnsüchte und fantastischen Vorstellungen projiziert wurden. Die Gründe für die Verspätung der Romantik in Spanien sind vor allem politischer Art und betreffen die repressive Herrschaft von König Ferdinand VII., mit dessen Tod im Jahre 1833 erst die spanische Romantik beginnen konnte. Trotz der vielfältigen Einflüsse der französischen, englischen, deutschen und italienischen Romantik fanden die spanischen Autorinnen und Autoren einen ganz eigenständigen, originellen Ton in allen Gattungen, zum Teil im Rekurs auf typisch spanische Themen. In der Vorlesung soll ein Überblick über die verschiedenen literarischen Gattungen der spanischen Romantik, aber auch über bedeutende Autorinnen und Autoren gegeben werden. Die in der Hispanistik bisher übliche Trennung der Künste wird hierbei aufgegeben zugunsten eines intermedialen Ansatzes, bei dem literarische Texte nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Kontext der anderen Künste, ganz im Sinne der romantischen Entgrenzung, wie sie Victor Klemperer (1881-1960) definiert hat. Diesem Grundzug der Romantik soll methodisch die Entgrenzung der Disziplinen entsprechen, was gerade im Vergleich der literarischen Texte mit thematisch entsprechenden Gemälden zu aufschlussreichen Ergebnissen führen wird.
Literatur zur Einführung:
- Lope, Hans-Joachim (1991): „Die Literatur des 19. Jahrhunderts“, in: Christoph Strosetzki (Hg.): Geschichte der spanischen Literatur. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, S. 281-321.
- Neuschäfer, Hans-Jörg (1997): „Das 19. Jahrhundert“, in: ders. (Hg.): Spanische Literaturgeschichte. Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler, S. 231-314.
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