Kommentar |
Während die traditionelle Mehrsprachigkeitsdidaktik, wie sie in der romanistischen Fremdsprachenforschung in den 1990er Jahren entwickelt wurde, von überwiegend monolingualen Lerngruppen ausging, findet zunehmend die so genannte migrationsbedingte Mehrsprachigkeit Beachtung. Das Seminar möchte daher zum einen die sprachliche und kulturelle Heterogenität in unseren Lerngruppen als Voraussetzung für die Entwicklung mehrsprachiger Lernbiographien in den Fokus nehmen. Zum anderen zeichnen sich Entwicklungslinien ab, Mehrsprachigkeitsdidaktik generell weiter zu verstehen als in ihrer (aus heutiger Perspektive) ´bildungsbürgerlich-romanistischen´ Ausrichtung der 1990er Jahre. So findet zunehmend das Englische Berücksichtigung in einem ´Gesamtsprachen-curriculum´, auch die Möglichkeiten einer Integration des Lateinischen (und ggf. Griechischen) – in Lerngruppen, in denen daran als vorgelernte Sprache(n) angeknüpft werden kann –, sind unvoreingenommen zu prüfen. Auch stellt sich die Frage, inwiefern eine ´rezeptive Varietätenkompetenz´ Teil mehrsprachig(keitsdidaktisch)er Bildung sein kann. Vor dem Hintergrund solcher Fragestellungen soll das von Reimann (im Druck) entwickelte Modell einer “aufgeklärten Mehrsprachigkeit” kritisch auf den Prüfstand gestellt werden.
Zur Einführung empfohlen:
- Brüser, Babett / Wojatzke, Julia. 2013. „Das Türkische als „Brücke“ zum Wortschatzerwerb im Französischen. Eine empirische Studie mit Berliner Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs 10“, in: Fremdsprachen Lehren und Lernen 42, 1, 121-130.
- Hildenbrand, Elke / Martin, Hannelore / Vences, Ursula. 2012. Mehr Sprache(n) durch Mehrsprachigkeit. Erfahrungen aus Lehrerbildung und Unterricht. Berlin: tranvia (v.a. Hildenbrand, Elke / Reutter, Ursula. 2012. “Mehrsprachigkeit als einstündiges Unterrichtsfach in Klasse 8 (Gymnasium): “Projektstunde Mehrsprachigkeit””, 23-107, Martin, Hannelore. 2012. “Vorschläge für die Unterrichtspraxis”, 139-174).
- Hu, Adelheid. 2003. Schulischer Fremdsprachenunterricht und migrationsbedingte Mehrsprachigkeit. Tübingen: Narr.
- Melhorn, Grit. 2011. „Differenzierung im Russischunterricht“, in: Eisenmann, Maria/ Grimm, Thomas. Hrsg. Heterogene Klassen – Differenzierung in Schule und Unterricht. Baltmannsweise: Schneider Hohengehren, 99-117.
- Meißner, Franz-Joseph / Reinfried, Marcus. Hrsg. 1998. Mehrsprachigkeitsdidaktik. Konzepte, Analysen, Lehrerfahrungen mit romanischen Fremdsprachen. Tübingen: Narr (v.a. die Beiträge Meißner / Reinfried, Reinfried, Meißner, Vences).
- Reimann, Daniel. 2014. Transkulturelle kommunikative Kompetenz in den romanischen Sprachen. Theorie und Praxis eines neokommunikativen und kulturell bildenden Französisch-, Spanisch-, Italienisch- und Portugiesischunterrichts. Stuttgart: ibidem (v.a. die Kapitel 2, 3 und 9).
- Reimann, Daniel. 2015. „Aufgeklärte Mehrsprachigkeit - neue Wege (auch) für den Spanischunterricht”, in: Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch 51.
- Roche, Jörg. 2013. Mehrsprachigkeitstheorie. Erwerb – Kognition – Transkulturation – Ökologie. Tübingen: Narr (v.a. die Kapitel 3 und 4).
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