Die Türkei und Deutschland nehmen geopolitisch eine Schlüsselrolle für die Zukunft Europas ein: gleichwohl ist die deutsch-türkische Kulturgeschichte eine Geschichte der Kulturpolitik, Integrationspolitik als auch nunmehr der Außenpolitik beider Länder. Diese Beziehung ist geprägt von Projektionen, politischen Interessen und Fluchtbewegungen. Aus beiden Ländern- in beide Länder. Zeitlich werden wir uns auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, als auch der Zeit nach dem Arbeitsabkommen in den 1960´er Jahren beschäftigen.
Es gibt über die Migration nach Duisburg eine Reihe von empirischen und sozialwissenschaftlichen Studien. Jedoch sind diese erstens in der Allgemeinheit wenig bekannt und zweitens nicht in aktiver Verbindung mit den historischen Verflechtungen der Zeit des Nationalsozialismus.
Das Seminar wird sich mit deutsch-jüdischen, deutsch-türkischen Intellektuellen und ihren biografischen Bezügen zu Duisburg beschäftigen.
Dabei werden wir uns mit den Theorien zur Regionalität – außerhalb der migrationsbezogenen Raumforschung - im Feld der transnationalen Forschung bewegen, indem eine deutsch-türkische Kulturgeschichte einer bestimmten regionalen Kulturgeschichte hinzugefügt wird. Die Prozesse der Adaption und Zugehörigkeit transnationaler Geschichtsschreibung werden theoretisch analysiert.
Anhand der Aufarbeitung der Fluchtgeschichten der jüdischen Exilanten aus Duisburg in die Türkei (Haymatlos) wird sowohl die Kultur- und Bildungspolitik der Gründungsjahre der türkischen Republik thematisiert, als auch die Verfolgungs- und Vertreibungsstrategien der Nazi-Diktatur. Flucht und Vertreibung in beiden Nationen führen in einigen bedeutenden Fällen in die Stadt Duisburg.
Die Recherchen werden nach einer gemeinsamen Einführung (03.07.2017) zur Arbeit im Stadtarchiv Duisburg (durch Mitarbeiter des Stadtarchivs) von den Studierenden selbstständig durchgeführt. Es werden im Seminar transnationale Verbindungen der Aufnahmepolitik,die an die Interessen der nationalen Bildungspolitik gekoppelt sind besprochen. So werden Fluchtbewegungen nachgezeichnet, als auch kulturpolitische Ambitionen und Initiativen durchleuchtet, die auf den ersten Anschein keine Verbindungen aufzuweisen scheinen, jedoch im Laufe der Recherche und Bearbeitung eine Kontinuität aufzeigen. Zu der Zeit nach der Arbeitsemigration in den 1960´er Jahren werden wir uns näher mit der Geschichte des Internationalen Zentrum der Stadt Duisburg beschäftigen.
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