Kommentar |
Sturm und Drang – bekanntlich bezeichnet diese Formel eine literaturgeschichtliche Periode innerhalb der Aufklärung, deren Protagonisten sich ab den frühen 1770er Jahren um eine radikale Umgestaltung der deutschsprachigen Literatur bemühten. Doch das war nicht alles: Zugleich unternahmen die jungen Autoren den in vielerlei Hinsicht als skandalös wahrgenommenen und letztlich vergeblichen Versuch, durch ihr Schreiben zu einer Modifikation der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse beizutragen.
Das vorrangige Ziel des Seminars besteht nun darin, fundierte Kenntnisse über die Dramatik des Sturm und Drang zu vermitteln: Zu den Stücken, die wir gemeinsam analysieren und diskutieren werden, gehören Goethes Götz von Berlichingen und Clavigo, Lenz’ Die Soldaten und Der neue Menoza sowie Klingers Sturm und Drang und Schillers Die Räuber. Ein besonderer Akzent wird dabei insofern gesetzt, als wir uns nicht zuletzt der lange vernachlässigten Frage zuwenden wollen, inwieweit auch die Literarisierung von Aspekten kultureller Differenz für den Sturm und Drang konstitutiv war. Entsprechend werden wir bei unserer Beschäftigung mit den Dramen auf grundlegende Theoreme einer interkulturell und postkolonial informierten Literaturwissenschaft zurückgreifen, die zuvor durch die Lektüre einschlägiger Aufsätze zu rekonstruieren sind. |