Kommentar |
Gruppe 1: Ute Schneider: Die territoriale Neuordnung Europas 1918, Montags 16-18 Uhr in R12 S05 H20
Nach dem Ersten Weltkrieg stand eine umfassende territoriale Neuordnung Europas an, die in den Pariser Vorortverträgen festgeschrieben wurde. Die Ergebnisse dieser Verhandlungen und die Folgen in der Zwischenkriegszeit sind von der Forschung bereits gut untersucht worden. Weniger wissen wir darüber, wie sich die Mächte auf diese Verhandlungen vorbereiteten, und welches Wissen sie über Europa im allgemeinen und die Territorien im Besonderen besaßen. Im Mittelpunkt steht in diesem Seminar die Frage nach dem Wissen der europäischen Mächte und insbesondere der USA als einem zentralen Akteur. Die Bereitschaft zur Lektüre fremdsprachiger Quellen und Literatur wird vorausgesetzt!
Einführende Literatur: Lawrence E. Gelfand, The Inquiry. American preparations for peace, 1917-1919, New Haven 1963; Margaret MacMillan, Peacemakers. The Paris Conference of 1919 and its attempt to end war, London 2001; Neil Smith, American Empire. Roosevelt's Geographer and the Prelude to Globalization, Berkeley 2004; Adam Tooze, Sintflut. Die Neuordnung der Welt 1916-1931, München 2015.
Gruppe 2: Claudia Hiepel: Religion und Konfession in der Moderne; Montags 14-16 Uhr in R12 V05 D20
19. und 20. Jahrhundert sind zum einen die Jahrhunderte der Religionskritik. Für den Soziologen Max Weber war Religion die irrationale und antirationale Macht schlechthin, die in einer fortschreitenden Entzauberung der Welt an Bedeutung verlieren würde. Kirche und Religion aber sind so tief in den politischen Systemen und Mentalitäten verankert. Der Kampf gegen den Bedeutungsverlust von Religion und gegen die Trennung von Staat und Kirche lässt die Periode zwischen 1820 und 1960 gar als ein „zweites konfessionelles Zeitalter“ (Olaf Blaschke) erscheinen. Neben den im engeren Sinne kirchen- und politikgeschichtlichen Studien zur Trennung von Staat und Kirche, zu Versäulung und Milieubildung der Konfessionen, Kulturkämpfen, der Geschichte konfessioneller und christlicher Parteien und konfessionell überlagerter Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts sollen im Seminar auch neuere sozial- und kulturgeschichtliche Ansätze zu Religion und Kirche vorgestellt und diskutiert werden.
Literatur: Benjamin Ziemann, Sozialgeschichte der Religion. Von der Reformation bis zu Gegenwart, Frankfurt/New York 2009.
Gruppe 3: Frank Becker: Arbeit und Freizeit im NS-Staat; Montags 16-18 Uhr in R12 V05 D81
Schon 1933 löste der NS-Staat die Gewerkschaften auf und ersetzte sie durch die „Deutsche Arbeitsfront“; im Folgejahr schuf das „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“ den Rahmen für die neuen Arbeitsbeziehungen in Deutschland. Über diese rechtlichen und institutionellen Grundlagen hinaus will das Seminar aber auch nach der konkreten Ausgestaltung des Arbeitsalltags fragen. Welche Rolle spielte das Konzept der „Betriebsgemeinschaft“? Inwiefern fanden die Erkenntnisse der Arbeitswissenschaften Berücksichtigung? Als Pendant zur Arbeit trat auch die Freizeit in den Fokus der nationalsozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Vor allem die Organisation „Kraft durch Freude“ wurde in den Dienst einer „Körperpolitik“ gestellt, welche die Voraussetzungen für dauerhafte Leistungsfähigkeit im Beruf schaffen sollte.
Literatur: Schanetzky, Tim, Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich, München 2015; Hachtmann, Rüdiger, Industriearbeit im „Dritten Reich“. Untersuchungen zu den Lohn- und Arbeitsbedingungen in Deutschland 1933-1945, Göttingen 1989; Baranowski, Shelley, Strength through Joy. Consumerism and Mass Tourism in the Third Reich, Cambridge 2007.
Gruppe 4: Simone Derix: Europa 1945, Montags 14-16 Uhr T03 R02 D82
1945 endeten der Krieg und die nationalsozialistische Herrschaft in Europa. Es ist ein Jahr der Hoffnungen und Erwartungen und zugleich ein Jahr ausgeprägter und anhaltender Gewalt, wie die jüngste Geschichtsschreibung betont. Das Seminar betrachtet 1945 in diesem Spannungsfeld von Kontinuität und Diskontinuität. Ein besonderes Augenmerk gilt der Vielgestaltigkeit von Leid und Gewalt vor und nach Kriegsende. Dazu zählen die exzessiven Endphaseverbrechen der letzten Kriegsmonate, Vergewaltigungen, Rachehandlungen an Kollaborateur/innen, ethnische „Säuberungen“, Zwangsmigrationen sowie Hunger und Not. Die Bereitschaft zur Lektüre fremdsprachiger Texte wird vorausgesetzt.
Literaturhinweise: Ian Buruma: Year Zero. A History of 1945, London 2013; Tony Judt: Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006, Kap. I und II; Keith Lowe: Savage Continent. Europe in the Aftermath of World War II, London 2012.
Gruppe 5: Pekesen: Militärputsche in der Türkei, Do 14-16, R09 S02 B18
Innerhalb von dreißig Jahren erlebte die Türkei drei Militärputsche (1960, 1971, 1980). Ihre Kontexte, Auslöser und Folgen waren jeweils unterschiedlich. Sie unterschieden sich aber auch in der Definition von Regimegegnern bzw. Feindgruppen, und in der diesen gegenüber ausgeübten staatlichen Repression und Gewalt. Das Seminar wird sich in vergleichender Perspektive mit diesen Fragen befassen und Quellentexte unterschiedlicher Provenienz sowie ausgewählte Filmbeispiele analysieren.
Einführende Literatur: Birand, Mehmet Ali: Emret Komutanım, Istanbul 1986; Hale, William: Turkish Politics and the Military, London 1994; Heper, Metin & Evin, Ahmet (eds.): State, Democracy, and the Military. Turkey in the 1980s, Berlin/New York 1988; Insel, Ahmet & Ali Bayramoğlu (eds.): Bir Zümre, Bir Parti. Türkiye´de Ordu, Istanbul 2004; Öktem, Kerem: Angry Nation. Turkey since 1989, London 2011. |