Kommentar |
„Scholastiker der unglücklichen Liebe“ (Uhland), „Die Reflexion breitet sich wie ein graues Spinneweb über seine Dichtung“ (Burdach), „Gedankenlyrik“ (Schweikle) – von ihren Anfängen bis in die Gegenwart betont die Reinmar-Forschung gerne die Tendenz zu Abstraktion, Reflexion und argumentatorischer Komplexität, die typisch für viele Lieder Reinmars ist. Daneben sind Reinmar aber auch Lieder zuzuordnen, die von Komik und burlesker Erotik geprägt sind. Während die ältere Forschung von einem gattungsmäßig und stilistisch sehr homogenen, der 'hohen Minne' verpflichteten Oeuvre Reinmars ausgegangen ist bzw. diese Homogenität durch das Aussortieren sog. 'unechter' Lieder selbst miterzeugt hat, erweist sich dieses Oeuvre mit Erweiterung des Reinmar-Corpus um eben diese Lieder als weitaus facettenreicher.
Im Seminar sollen ausgewählte Lieder Reinmars unter verschiedenen methodisch-theoretischen Ansätzen (z. B. unter Aspekten der Kommunikationstheorie, Dialogforschung, Rhetorik und Gender-Forschung) analysiert und interpretiert und dabei auch die konfligierenden Reinmar-Bilder, die sich aus den handschriftlichen Überlieferungszusammenhängen und aus den unterschiedlichen, älteren und neueren Forschungsparadigmen ergeben, diskutiert werden. |