Kommentar |
Mit dem von Erving Goffman geprägten Begriff „Totale Institutionen“ werden Einrichtungen bezeichnet, in denen die Betroffenen 24 Stunden am Tag einer Autorität unterworfen sind und im Wesentlichen auf die eine Rolle als Insasse reduziert werden. Als typische „Totale Institutionen“ gelten Gefängnisse, Psychiatrien, Kasernen, Konzentrationslager. Goffman forschte vor allem in der Psychiatrie und zeigt einerseits, wie über die Analyse von Verhaltensweisen und Interaktionen dort Wissen über grundsätzliche Interaktionspraktiken gewonnen wird und wie andererseits Verhalten in „Totalen Institutionen“ explizit auf die dortigen spezifischen Rahmungen und Beziehungen zurückgeführt werden kann. Die Institution (re-)produziert Deutungen und Beziehungen.
In dem Seminar soll zunächst das Buch „Asyle“ von Goffman gemeinsam gelesen werden (es muss dafür angeschafft werden). Anschließend sollen aktuelle Forschungen zu totalen oder vergleichbaren Institutionen vorgestellt und diskutiert werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist neben der kontinuierlichen Lektüre des Buches, die Bereitschaft, aktuellere Forschung in Form eines Referats vorzustellen. |
Literatur |
Goffman, Erving (2016/1961): Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. 20. Aufl., Frankfurt a.M.: suhrkamp (367 Seiten, 16,50 €) |