Kommentar |
Das spanische Theater des 18. Jahrhunderts ist ein bevorzugter Untersuchungsgegenstand der aktuellen hispanistischen Forschung geworden – zu Recht, denn gerade das Theater reagierte unmittelbar auf die tiefgreifenden Veränderungen der spanischen Gesellschaft, Kultur und Ästhetik der Epoche der Aufklärung. Es entstanden klassizistische Werke von Autoren wie Nicolás Fernández de Moratín,Gaspar Melchor de Jovellanos, Vicente García de la Huerta oder Leandro Fernández de Moratín, aber auch volkstümliche Stücke wie die sainetes von Ramón de la Cruz und Juan Ignacio González del Castillo. Kaum bekannt ist, dass auch zwei Frauen sich in die Männerdomäne des Theaters einmischten, mit Stücken, in denen sie aktuelle soziale Zustände und Probleme ihrer Zeit auf die Bühne brachten: María Rita Barrenechea (1757-1795), deren Stücke im privaten Kreis aufgeführt wurden, und María Rosa Gálvez (1768-1806), deren Werke unter dem Schutz des mächtigen Premierministers Manuel de Godoy öffentlich aufgeführt wurden, beispielsweise ‹La familia a la moda› von 1805. Im Kontext des Beginns der Emanzipation der Frau und der Suche nach den adäquaten Geschlechterrollen in einer zivilen, nach Grundsätzen der Aufklärung strukturierten Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind die Theaterstücke dieser beiden Autorinnen von besonderem Interesse. So wird im Hauptseminar die Frage nach der Funktion des Theaters als Ort der Austragung sozialer Konflikte und politischer Veränderungen in der spanischen Aufklärung von zentraler Bedeutung sein. Nach einer kurzen Einführung in diese Epoche und in die Grundbegriffe der Gattung soll ein Überblick über die wichtigsten Autoren, Werke und Tendenzen des Theaters erarbeitet werden. Vor diesem Hintergrund werden ausgewählte Werke von María Rita Barrenechea und María Rosa Gálvez.
Der Reader Textgrundlagen ‹Theaterautorinnen in der Epoche der spanischen Aufklärung› mit den vier Theaterstücken der beiden Autorinnen für das Hauptseminar steht zur Verfügung im Copyshop Schug & Real, Reckhammerweg 4, 45141 Essen (hinter dem Studentenwerk gelegen), zum Preis von 9,30 € (lose Blätter) bzw. für 11,20 € (mit Bindung).
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