Die „neue“ Kompetenz Sprachmittlung stellt für Lernende der romanischen Sprachen eine ebenso große Herausforderung dar wie für die Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen. Neben der traditionellen Form der textäquivalenten Übertragung in die oder aus der Fremdsprache werden in der Folge des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen und der Bildungsstandards für die Erste Fremdsprache auch Formen wie die paraphrasierende oder zusammenfassende Übertragung aus einer in eine andere Sprache oder das informelle Dolmetschen als Sprachmittlungskompetenzen ausgewiesen.
Das didaktische Potenzial einer weit gefassten Sprachmittlungskompetenz für den Fremdsprachenunterricht ist groß: Sprachmittlungsaufgaben scheinen u. a. geeignet für integriertes Fertigkeitentraining, für Strategientraining, zum kontrastiven Grammatik- und Wortschatzlernen und nicht zuletzt zur Förderung der Mehrsprachigkeit und der Sprachlernbewusstheit. Zugleich erweist sich die Sprachmittlung als ein privilegierter Ort des inter- bzw. transkulturellen Lernens. Als insofern transversale und das Spektrum der traditionell ausschließlich fokussierten „four skills“ erweiternde Kompetenz darf die Sprachmittlung als eine wesentliche Neuerung des Fremdsprachenunterrichts im letzten Jahrzehnt gelten.
Insofern sollen im Seminar die Grundlagen wie auch die fremdsprachendidaktischen und methodischen Implikationen der verschiedenen Sprachmittlungsaktivitäten zusammengetragen und Unterrichtsszenarien entwickelt werden. Dabei finden auch Erkenntnisse aus Bezugsdisziplinen wie den Translationswissenschaften, der linguistischen Pragmatik und der Kulturwissenschaften Berücksichtigung. |