Kommentar |
Während Lenz’ Œuvre von der Literaturwissenschaft lange Zeit weithin ignoriert wurden, kann davon heute keine Rede mehr sein. Allerdings gilt das Interesse noch immer vornehmlich den Dramen Der Hofmeister (1773) und Die Soldaten (1776). Im Seminar wollen wir indes den Versuch unternehmen, uns einen ersten Überblick über das facettebreiche Gesamtwerk dieses Autors zu verschaffen. Zu diesem Zweck werden wir neben den schon genannten Texten auch die weniger populären, aber nicht minder interessanten Dramen Der neue Menoza (1774) und Der Engländer (1776) untersuchen. Überdies wollen wir uns ausgewählten Gedichten, dem unvollendeten Briefroman Der Waldbruder. Ein Pendant zu Werthers Leiden (1776) und einigen expositorischen Schriften Lenz’ zuwenden, vor allem seinen Anmerkungen übers Theater (1774).
Bei unserer Auseinandersetzung mit Lenz wird es darauf ankommen, die schillernde Komplexität eines Schreibens nachzuvollziehen, das sich im Spannungsfeld von aufklärerischem Denken und tiefer Aufklärungsskepsis, von subjektivistischer Empfindsamkeit und rigoroser Gesellschaftskritik vollzieht. Insgesamt verfolgt das Seminar das Ziel, in das Werk eines wichtigen Autors und dessen historisch-politischen Kontext einzuführen; zugleich werden die bereits vorhandenen Kenntnisse im Bereich der Dramen-, Lyrik- und Erzähltextanalyse zu vertiefen und zu erweitern sein.
Vorab anzuschaffen ist der folgende Reclam-Band: Jakob Michael Reinhold: Werke, hg. von Friedrich Voit, Stuttgart 1992. |