Kommentar |
Die Auseinandersetzung mit dem Werk Eduard Mörikes (1804-1875) erscheint in besonderer Weise zwiespältig. Einerseits sieht man den genialen Lyriker, zaudernden Theologen und abgründigen Kommentator seines Jahrhunderts, andererseits den schwäbelnden Heimatdichter, biedermeierlichen Musterpoeten und gipsernen Schulautor. Das Seminar öffnet den literaturgeschichtlichen Zugang ins 19. Jahrhundert über einen Autor vor diesem Hintergrund in doppelter Weise: Zum einen erschließt es die Dichtung Mörikes dezidiert im Zusammenhang seiner wechselvollen Lebensgeschichte, die den amtsmüden Pfarrer ebenso einschließt wie den unglücklich Liebenden oder Literaturvermittler, der nicht nur selbst dichtet, sondern z.B. auch griechische Lyrik übersetzt und als Literaturprofessor in Stuttgart tätig ist. Zum anderen rekonstruiert es den 'Mythos' Mörike anhand seiner literaturhistorischen Kanonisierung und Deutungsgeschichte seines Werks. Lektüregegenstand sind dabei nicht nur berühmte Gedichte wie die unheimliche Ballade Der Feuerreiter oder das zum Streitfall der Hermeneutik gewordene Dinggedicht Auf eine Lampe, sondern auch das faszinierende Prosawerk mit dem romantischen Künstlerroman Maler Nolten oder der biographischen Fiktion Mozart auf der Reise nach Prag. Die rezeptionsgeschichtliche Akzentuierung des Seminars erlaubt zudem ein vertieftes Studium der Wirkunsgeschichte Mörikes, die von den Gedichtvertonungen über Opernbearbeitungen oder Hörspieladaptationen bis zur Tatort-Verfilmung reicht. |
Literatur |
Bitte lesen Sie bis zum Semesterbeginn Mörikes Mozart auf der Reise nach Prag (Reclams Universalbibliothek 4741).
Zur Anschaffung empfohlen:
Mathias Mayer: Eduard Mörike. Reclam Literaturstudium. Stuttgart 2015.
Weitere Literaturhinweise werden in der ersten Sitzung bekanntgegeben. |