"Die Universität ist etwas sehr arabeskes" notiert Friedrich Schlegel 1798, Wilhelm von Humboldt spricht 1809 von "Sehnsucht" nach Wissenschaft, die in der Universität Gestalt annimmt, und das berühmte "Gespräch über Poesie" simuliert die neu erfundene Lehrform des Seminars.
Die Romantiker unterhalten ein sehr spezifisches Verhältnis zu Begriff, Sache und Institutionen der Bildung - zuweilen kritisch gegenüber der Gegenwart der Universität, affirmativ gegenüber alten Universitäten, insgesamt protestierend gegen eine instrumentelle Fassung des Bildungsbegriff.
'Bildung' ist für die Romantiker eher ein poetisches oder ein durch Poesie vermitteltes Weltverhältnis. Die Romantiker verweigern den Ressourcencharakter von 'Bildung', sie glauben, eine instrumentelle Fassung verwässere Begriff und Sache. Die Universität in vielen Texten erscheint entweder als eine Ruine der Vergangenheit oder als eine, der sich man sich nur von ihren Rändern her nähern kann (Arabeske) oder als reine 'Idee' ohne Repräsentation oder Institution in der Vergangenheit. Studentische Helden werden zu Figuren der Bildungsverweigerung,
Wir wollen den Facetten und den Institutionen romantischer Bildungskritik in den unterschiedlichen Texten nachgehen.
Gelesen werden:
Novalis: Lehrlinge zu Sais
E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann;
Joseph von Eichendorff: Halle und Heidelberg, Aus dem Leben eines Taugenichts;
Achim von Arnim: Hollin’s Liebeleben, Gräfin Dolores;
Friedrich Schlegel: Das Gespräch über Poesie.
Optional:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz
Justinus Kerner: Reiseschatten
Der Text von Novalis sollte bis zum Beginn des Semesters gelesen werden.
Novalis (d.i. Friedrich von Hardenberg): Die Lehrlinge zu Sais. In: Novalis: Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs. Hg v. Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel. Darmstadt: WBG 1999, S. 199-237. (oder eine andere Ausgabe).
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