Als „Ego-Dokumente“ offenbaren Testamente, was dem Testator vor dem Hintergrund des Wissens um die eigene Sterblichkeit existentiell wichtig war. Wie nur wenige andere Quellen haben sie einen „Sitz im Leben“ und bezeugen nicht nur die sozialen Bindungen eines Testators, sondern auch seine Wertmaßstäbe, sein Selbstverständnis oder etwa seinen Besitz.
Im Jahr 1535 verfasste Johannes Ingenwinkel, einer der bedeutendsten römischen Kurialen seiner Zeit, auf dem Sterbebett sein Testament. Im Archiv des Xantener Viktorstifts, dessen Propst Ingenwinkel u.a. war, ist eine Abschrift dieses – bisher nicht edierten – Testaments überliefert. Damit ermöglicht das Xantener Testament eine seltene Perspektive auf einen der bedeutendsten aber womöglich auch streitbarsten Kurialen, die sich zur Zeit der Reformation in Rom aufhielten.
In der Übung werden nach einer einführenden Auseinandersetzung mit dem Xantener Stiftskapitel und der römischen Kurie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgewählte Passagen des Testaments transkribiert, übersetzt und interpretiert. Dabei sollen Aspekte allgemeiner Quellenkritik ebenso wie spezifische Herausforderungen von Testamenten als historische Quellen Berücksichtigung finden. |