Kommentar |
Auch wenn das Erklären von Witzen eine merkwürdige Angelegenheit ist, fragt das Seminar danach, was Komik eigentlich ist, was sie beispielweise aus anthropologischer Sicht leistet oder welche kultursoziologische Bedeutung ihr zuwächst. Dazu erschließen wir grundlegende Positionen der Komiktheorie (u.a. Bachtin, Bergson, Freud oder Plessner). In der exemplarischen Auseinandersetzung mit der literarischen Praxis lernen wir Klassiker der Narrenliteratur wie Sebastian Brants "Narrenschiff" kennen und kommen über die beliebten und bisweilen unfreiwilligen Komiker der Literaturgeschichte von Till Eulenspiegel über Simplicissimus, Kaspar, Wurstel und Pickelhäring bis zu komischen Duos wie Max und Moritz und närrischen Horden wie den Schildbürgern oder Abderiten ins Gespräch. Gefragt wird aber auch nach ernstgenommenen Dichterfürsten wie Goethe, Schiller, Kleist oder Kafka, die durchaus komische Seiten anzubieten haben. Abwechslungsreiche Lektüren führen dabei durch unterschiedliche Genres (z.B. Lessings Typenkomödien, Dürrenmatts Grotesken oder Gernhardts Spottgedichte) und machen mit verschiedenen Arten des Lachens vertraut (z.B. satirisch, sarkastisch, sardonisch, ironisch, humoristisch oder karikaturistisch). Über die ästhetikgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Reflexion solcher Formen sollen nicht zuletzt die kulturellen und philosophisch-ethischen Dimensionen des Lachens deutlich werden. |
Literatur |
Eine genaue Lektüreliste erhalten Sie in der ersten Sitzung.
Literatur:
- Bachtin, Michal: Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur. Frankfurt/M. 1990.
- Bartl, Andrea: Die deutsche Komödie. Stuttgart 2009.
- Berger, Peter L.: Erlösendes Lachen: das Komische in der menschlichen Erfahrung. de Gruyter, Berlin/New York 1998.
- Bergson, Henri: Das Lachen. Darmstadt 1988.
- Preisendanz, Wolfgang u. Rainer Warning (Hrsg.): Das Komische. München 1976.
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