Kommentar |
Die „Flüchtlingskrise“ spaltet unsere Gesellschaft. Die einen sehen in der Aufnahme geflüchteter Menschen ein Gebot der Humanität, die anderen warnen vor Überfremdung und Gefahren für die innere Sicherheit. Solche Polarisierungen sind nicht neu, denn Flucht und Vertreibung sind – wie die Migration insgesamt – seit Jahrhunderten alles andere als eine Ausnahmeerscheinung. Die Vorlesung will zur Versachlichung der Debatte beitragen, indem sie verschiedene Fluchtbewegungen aus dem „langen 19. Jahrhundert“ vergleichend analysiert. Das Spektrum reicht dabei von den Revolutionsflüchtlingen der Generationen von 1789, 1830 und 1848, entlaufenen Sklaven in den USA und der Karibik, der gewaltsamen Vertreibung der nordamerikanischen Ureinwohner bis zum pogrombedingten Exodus osteuropäischer Juden zum Ende des Jahrhunderts. Die Betrachtung dieser Einzelbeispiele soll dabei helfen, das eigene migratorische Vokabular zu schärfen, und aufzeigen, wie sich spezifische Wanderungsformen (Migration, Asyl, Flucht und Exil) historisch entwickelt und immer auch überlappt haben. |
Literatur |
Literatur zur Einführung:
Philipp Ther, Die Außenseiter: Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa. Berlin 2017.
Helena Toth, An Exiled Generation: German and Hungarian Refugees of Revolution, 1848-1871. New York 2014.
Dirk Hörder, Cultures in Contact: World Migrations in the Second Millenium. Durham & London 2002. |