Vor dem Hintergrund der Brexit-Verhandlungen, dem Demokratieverfall in der Türkei sowie zunehmenden illiberalen und autoritären Tendenzen in Osteuropa steht die Mitgliedschaftspolitik der Europäischen Union am Scheideweg. Über Jahrzehnte hinweg ist ein komplexes Verfahren entstanden, um im Rahmen des Art. 49 EUV möglichst „perfekte“ Mitgliedsstaaten zu schaffen. Aktuell zeigt sich jedoch, dass einmal erzielte Fortschritte keineswegs irreversibel sind. So steht die Europäische Kommission im Falle Polens unmittelbar vor der Einleitung des Rechtsstaatlichkeitsverfahrens gemäß Artikel 7 EUV. Mit dem Vereinigten Königreich hat ein Mitgliedsstaat sogar den Willen artikuliert, den europäischen Integrationsverbund nach Art. 50 EUV wieder zu verlassen. Wie erfolgreich ist also die Mitgliedschaftspolitik der EU? Welchen Veränderungen ist diese gegenwärtig unterworfen? Konkret widmet sich das Seminar einer qualitativen Inhaltsanalyse der Fortschrittsberichte zum Stand der Beitrittsverhandlungen mit den westlichen Balkanländern und der Türkei. Hierzu wird computergestützt mit dem Softwareprogramm MAXQDA gearbeitet. Auch die aktuellen Entwicklungen in Polen sowie die laufenden Austrittsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich sollen keinesfalls zu kurz kommen.
Die Lehrveranstaltung ist Teil des von der Europäischen Kommission geförderten Jean-Monnet-Moduls "Brexit Contagion, Copenhagen Dilemma and Enlargement Fatigue: European Union Membership Policy at the Crossroads" . |