Kommentar |
Eine gemeinsame „Geschichte“ ist unabdingbar für die Dauerhaftigkeit jeder sozialen Gruppe. Während sich antike Siedlungsgemeinschaften oft mit der Rückführung auf einen Gründerheros begnügten, stiftete unter den sonst miteinander rivalisierenden Aristokraten per definitionem das kontinuierliche Festhalten an bestimmten Idealen Zusammenhalt. Im Seminar soll untersucht werden, in welcher Weise diese klare Normorientierung der Aristokraten ihre jeweilige geschichtliche Erinnerung geprägt und wie die Bedrohungen dieser aristokratischen Werte, sei es durch Könige, durch Tyrannen oder gar durch das einfache Volk, angeprangert wurden. Für Griechenland soll das an den homerischen Epen, den Berichten über die archaischen Tyrannen, den Lyrikern (z.B. Pindar) im Dienste einzelner Adelshäuser und an demokratiekritischen Historikern wie Thukydides und Xenophon, für Rom am vorliterarischen Erinnerungsmodus der Nobilität (durch Leichenreden und Monumente), an der senatorischen Geschichtsschreibung sowohl in der Republik als auch in der Kaiserzeit (v.a. Tacitus und Cassius Dio) sowie den sog. Antiquaren untersucht werden. |
Literatur |
J. Marincola, L. Llewellyn-Jones & C. Maciver (Hgg.), Greek Notions of the Past in the Archaic and Classical Eras. History without Historians, Edinburgh 2012. U. Walter, Memoria und res publica. Zur Geschichtskultur im republikanischen Rom, Frankfurt/M. 2004. |