Kommentar |
Migration fordert Staat und Demokratie heraus. Zum einen, weil klassische Staatsverständnisse, die sich an Staatsvolk, Staatsgebiet und Souveränität orientieren, nicht mit dauerhaften Bevölkerungsbewegungen rechnen. Zum anderen weil das Subjekt demokratischer Herrschaft sich über Staatsbürgerschaft durch nationale Ein- und Ausschließungen herstellt. Und auch der Sozialstaat und seine Sicherungssysteme bindet sich an einer statischen Bevölkerung. Die Frage, die sich dabei stellt, ist, wenn demokratische Systeme ein bestimmtes Volk „Demos“ fokussiert, was bedeutet dann Migration für die Demokratie?
Globale Migrationsbewegungen, europäische Freizügigkeit, internationaler Warentausch stellen diese Bezugspunkte traditioneller Politiktheorien in Frage. Mit welchen Konzepten reagiert Politiktheorie auf diese gesellschaftsstrukturellen Veränderungen. Seit den 90er Jahren dezentrieren transnationale Beschreibungen das Bild vom Staat. Systemtheoretische Ansätze zeichnen eine Weltgesellschaft, die sich über nationalstaatliche Grenzen durch funktionale Differenzierungen kennzeichnet.
Ausgehend von klassischen Demokratietheorien (Republikanismus, Liberalismus) macht sich das Seminar auf die Suche nach Semantiken, die auf diese gesellschaftlichen Veränderungen reagieren. Zunächst werden Grundlagen moderner Staats- und Demokratietheorie mit besonderem Blick auf die Verschiebung von Staat und der ideellen Einheit der Nation durch weltgesellschaftliche Kommunikationszusammenhänge. Bevor auf die Gedanken der Globalisierung und Weltgesellschaftstheorien und die darin beschriebene neue Rolle von Staaten und Nation eingegangen wird. Im Anschluss Zeigen wir aktuelle Entwicklungen der Migrationsforschung auf. Was sind Migrationstheorien, wobei ein besonderer Fokus auf Fragen der Internationalisierung von Rechten und Pluralisierung von Rechtsregimen liegt. |