Sicherlich ist Ihnen die meist pejorativ verwendete Bezeichnung „Zigeuner“ für die heterogenen Minderheiten der Sinti und Roma in Deutschland geläufig. Nicht nur hierzulande bestehen hoch ambivalent besetzte Heteronyme, sondern ebenso in Frankreich und Spanien (Égyptiens, Sarrasins, Nubiens, Éthiopins, Bohémiens, Cigains, Gitanos, Kalé et al.). Für seine Novelle Carmen lässt Mérimée sich von den spanischen Gitanos Andalusiens inspirieren, deren Kultur er explizit ein abschließendes viertes Kapitel seiner Novelle widmet.
In dieser Veranstaltung werden wir den Ambivalenzen der Darstellung der ‚Zigeunerinnen‘-Figur Carmen im Kontext des naturalistischen Diskurses des 19. Jahrhunderts nachgehen. „Zwischen Faszination und Verachtung“ (Bogdal 2011) pendelt nicht nur die literarische Repräsentation Carmens als Gitana, sondern auch ihre Inszenierung als femme fatale.
In diesem Seminar möchte ich mit Ihnen die Figur der Carmen anhand ausgewählter Sekunderliteratur und close reading der Novelle in ihren verschiedenen Facetten untersuchen und in den Kontext der französischen Moderne einbetten. Ihre Rezeptionsgeschichte in Oper und Film (u.a. Georges Bizet, Carmen (1875), Carlos Saura, Carmen (1983)) ist dabei ebenso interessant wie das Thema der Rom_nia in den Gegenwartsgesellschaften.
Die Gestaltung des Seminars erfolgt über digitale Präsenz in jeder Sitzung sowie Arbeitsaufträge zu deren Vorbereitung (inverted classroom), die ich Ihnen über Moodle (Video oder Text) kommuniziere. Auf Moodle wird Ihnen auch das Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt. Die vorbereitende Lektüre der Novelle sowie ihre Anschaffung in einer Herausgabe Ihrer Wahl sind Voraussetzung für den erfolgreichen Besuch des Seminars.
Das Passwort teile ich Ihnen in einer Rundmail eine Woche vor dem Beginn des Seminars mit. Bitte rufen Sie daher regelmäßig Ihre Mails direkt über die universitäre Adresse ab. Umleitungen auf eine private Adresse funktionieren nicht zuverlässig.
Das Seminar wird in französischer und deutscher Sprache abgehalten. |