Kommentar |
Dass soziale Ungleichheiten im Bildungssystem reproduziert werden, ist längst bekannt. Dabei wird allerdings allzu häufig übersehen, dass nicht nur individuelle Ungleichheiten reproduziert werden, sondern im Wesentlichen die Klassenstruktur der kapitalistischen Gesellschaftsformation fortgesetzt wird. Die Klassenlage hat einen fundamentalen Einfluss auf die Bildungsbiografie und damit auf die gesamte Biografie von Menschen, denn das erreichte Bildungsniveau wird zum Ausgangspunkt späterer Einschränkungen und Ausschließungen und greift damit grundsätzlich in die Chancen zur persönlichen Selbstverwirklichung und Subjektwerdung ein. Obwohl wissenschaftlich gut dargelegt ist, dass das Bildungssystem bestehende Ungleichheits- und Klassenverhältnisse reproduziert, können bildungspolitisch keine Veränderungen durchgesetzt werden. Offensichtlich gibt es kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit. In dem Seminar soll der immanenten politischen Dimension von Bildungstheorie nachgegangen und nicht zuletzt das Verhältnis von Bildungspolitik und Bildungstheorie ausgeleuchtet werden. |