Kommentar |
Aus den vielfältigen pädagogischen Ansätzen, die in den 1960er- und 1970er-Jahren unter dem Begriff Kritische Erziehungswissenschaft firmierten, sticht die marxistisch inspirierte Bildungstheorie Heinz-Joachim Heydorns (1916-1974) deutlich hervor. In seinen Schriften zeigt Heydorn das widersprüchliche Verhältnis auf, in dem Bildung zu gesellschaftlichen Herrschaftsbedingungen steht. Einerseits stets funktionalistisch eingebunden in gesellschaftliche Reproduktionszusammenhänge, enthält sie doch die Aussicht auf Befreiung, Emanzipation und kollektive Mündigkeit. Das Widerspruchsverhältnis von Bildung und Herrschaft bedenkend, betrachten wir mit Heydorn den dialektischen Entwicklungsgang, den der Bildungsbegriff u. a. in der Aufklärungspädagogik, im Neuhumanismus und in den Ansätzen einer Marxschen Bildungstheorie nimmt. Zudem soll der Bedeutung Heydorns für die Analyse und Bewältigung gegenwärtiger pädagogischer Herausforderungen und Problemlagen nachgegangen werden.
Literaturgrundlage: Heydorn, Heinz-Joachim (1970/2004): Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft. Werke. Band 3. Wetzlar: Büchse der Pandora. |